Lippische Landes-Zeitung ,
05.02.1990 :
"Fall" kommt vor den Sozialausschuss der Stadt Detmold / Empörung über "Nacht-und-Nebel-Aktion" der Behörde
Detmold. Empört hat sich gestern gegenüber der LZ der Vorsitzende des Sozialausschusses des Rates der Stadt Detmold, Joachim Bünemann, über die von der städtischen Ordnungsbehörde veranlaßte "Nacht-und-Nebel-Aktion" geäußert, in der die türkische Familie Demirkaya aus Detmold in ihre Heimat abgeschoben werden sollte. Die Maßnahme war, wie die LZ berichtete, erst durch die Intervention des NRW-Innenministeriums gestoppt worden.
Diese Empörung werde, wie eine Rundfrage ergeben habe, von allen seinen sozialdemokratischen Ratskollegen uneingeschränkt geteilt, äußerte Bünemann, überzeugt, dass auch die anderen Parteien angehörenden Mitglieder des Sozialausschusses für die ordnungsbehördliche Zwangsmaßnahme kein Verständnis haben.
Der Sozialausschuss habe sich vor einiger Zeit eingehend mit der Situation der yezidischen Kurden in der Türkei befaßt. Es sei kein Zufall, dass sich der NRW-Innenminister wegen deren akuter Gefährdung gegen jede Ausweisung ausgesprochen und - wenn er richtig informiert sei - im speziellen Fall auch das Rechtsamt der Stadt gegenüber der Ordnungsbehörde seine Bedenken angemeldet habe.
Bünemann: "Der Fall Demirkaya ist nicht zu den Akten gelegt. Er wird den Sozialausschuss noch beschäftigen. Auf die Erklärung des zuständigen Dezernenten bin ich gespannt!"
Detmold@lz-online.de
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