Die Glocke ,
29.06.2005 :
(Sendenhorst) Ausstellungseröffnung in der Realschule St. Martin / Deutsche und israelische Schüler in Sachsenhausen
Sendenhorst (gl). Unter dem Titel "Gemeinsam in Sachsenhausen" wird am heutigen Mittwoch, 29. Juni, um 19 Uhr eine Ausstellung in der Aula der Realschule St. Martin eröffnet. Bilder, Texte und Filmsequenzen sind das Ergebnis eines gemeinsamen Ausstellungsprojektes der Sendenhorster Schule mit der Junior High School im israelischen Mevasseret Zion.
Beide Schulen sind seit Jahren durch einen regelmäßigen Schüleraustausch miteinander verbunden. Zunächst wurde die Ausstellung in Mevasseret Zion eröffnet - und zwar am Abend des 4. Mai, dem Vorabend des jährlichen israelischen Gedenktages für die Opfer der Shoah. Dokumentiert werden in Tagebuchaufzeichnungen die ganz persönlichen Erfahrungen und Gedanken 14- bis 17-jähriger Jungen und Mädchen bei einem gemeinsamen Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen im Oktober 2004.
Die Betroffenheit über das, was man sah, und über das, was man sich an Vergangenheit vorstellte, war deutschen und israelischen Jugendlichen gemeinsam - aber doch aus einer Perspektive, die unterschiedlicher kaum sein konnte. Unvermittelt sah man sich in die Rolle des Vertreters seines Landes gerückt. Wie geht man damit um? Hat man auch heute noch etwas damit zu tun - so viele Generationen nach dem Krieg? Ein Gedanke hat die Jungen und Mädchen - besonders die deutschen - bewegt: Kann dieser Besuch die Freundschaften zwischen den deutschen und israelischen Partnern beeinträchtigen? Man verstand sich doch so gut nach der ersten Woche des Schüleraustauschs in Deutschland. Die Frage des Besuches in Sachsenhausen war weniger, wie man sich als Deutscher oder als Israeli dieser Vergangenheit stellen kann, sondern wie man sich ihr gemeinsam stellen kann - und wo die Grenzen eines solchen gemeinsamen Tuns liegen.
Dies war auch die zentrale Fragestellung, als die Schulen daran gingen, die Erfahrungen von deutschen und israelischen Jugendlichen in Sachsenhausen zum zentralen Element des Holocaust-Gedenktages in Mevasseret Zion zu machen. Wie lassen sich deutsche Jungen und Mädchen in einen Gedenktag einbinden, der wie kein zweiter in Israel von einem emotionalen Blick auf Deutschland geprägt ist? Das gemeinsame deutsch-israelische Projekt wurde von der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" in Berlin nachhaltig finanziell gefördert. Diese Stiftung sieht ihre Aufgabe neben der Entschädigung der Zwangsarbeiter auch in der Unterstützung zukunftsweisender pädagogischer Projekte, die Brücken nach Israel und Osteuropa bauen.
Alle interessierten Bürger aus Sendenhorst und Umgebung sind zur Ausstellungseröffnung oder zum Besuch der Ausstellung eingeladen. Besonders interessant wird sein, dass heute Abend mit Michal Shavit und Merav Cohen zwei Lehrerinnen der israelischen Schule zu Gast sind. Am 30. Juni, 1. Juli, 4. und 5. Juli steht die Ausstellung in der Aula der Realschule St. Martin von 8.30 Uhr bis 15.30 Uhr allen Besuchern offen. Am Sonntag, 3. Juli, ist sie von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Interessierte Gruppen werden gebeten, sich vorher telefonisch im Sekretariat der Schule anzumelden, Tel: 02526/93110.
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