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Mindener Tageblatt , 25.06.2005 :

(Hille) "Verfolgung in Haut des Feindes" / Sally Perel berichtet Gesamtschülern von Leben als jüdischer Hitlerjunge

Hille (cs). Er ist nicht nur ein Zeitzeuge. Der Autor des Buches "Ich war Hitlerjunge Salomon", Sally Perel, hat die Verfolgung der Juden "in der Haut des Feindes" erlebt.

Von Christine Schlüter

Am vergangenen Mittwochmorgen erzählte Sally Perel Schülern der achten, neunten und elften Klassen der Gesamtschule Hille aus seiner bewegenden Lebensgeschichte.

Das Hauptaugenmerk legte der Autor darauf, wie es ihm als jüdischem Jungen während der Verfolgung der Juden ergangen ist. Sally Perel wird am 21. April 1925 im niedersächsischen Peine geboren. Seine Eltern sind fromme Juden, die 1935 zunächst nach Polen flüchten. Sally flieht weiter in die Sowjetunion bis nach Minsk, wo er 1941 deutschen Truppen in die Hände fällt.

Er gibt sich als Volksdeutscher aus und wird nach einem Jahr bei der deutschen Wehrmacht an der Ostfront in eine Hitlerjugend-Schule nach Braunschweig gebracht, wo er bis zum Kriegsende bleibt. 1948 wandert Perel nach Israel aus und baut sich dort eine neue Existenz auf.

Interessant, anders und glaubwürdig an den Erzählungen Perels als Zeitzeuge ist, dass er nicht nur aus der Sicht der Opfer, sondern auch aus der der Täter berichten kann, immerhin lebte er jahrelang als "jüdischer Hitlerjunge". Trotzdem - Sally Perel sieht sich nicht als Verräter am jüdischen Volk.

Bezug genommen hat Perel in seinen Erzählungen auch zum heutigen Nationalsozialismus in Deutschland. "Neonazis sind eine Randgruppe, der man sich mit friedlichen Mitteln engegenstellen soll", fordert und rät er.

Sein Verhältnis zur deutschen Jugend beschreibt Sally Perel, der heute in Israel lebt, so: "Ich weiß, wie die Jugend heute ist." Sie habe sich um 180 Grad gewandelt, sei viel aufgeklärter. Er glaube nicht, dass die heutige Jugend die Welt so enttäuschen werde, wie die Jugend früher. "Das Thema rund um den Nationalsozialismus wird im Unterricht aufgearbeitet", erzählt Melanie Untermoser, Lehrerin für Sozialwissenschaften, die den Besuch Sally Perels gemeinsam mit ihrem Kollegen Thorsten Gratz für die etwa 200 Schüler organisiert hat.


25./26.06.2005
mt@mt-online.de

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