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Neue Westfälische ,
25.06.2005 :
Rückkehr an den Ort des Grauens / Die Arbeiterwohlfahrt OWL hilft Menschen, die wieder in ihrer Heimatstadt Srebrenica leben wollen
Bielefeld (tis/dpa). Vergessen fällt schwer in Srebrenica. Häuserruinen erinnern an Bosnienkrieg und das Massaker von Srebrenica (Erklärung: siehe unten). Optimistisch stimmt aber das "Haus des Vertrauens", das die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gestern in Srebrenica eröffnete.
Ziel sei die Versöhnung und Wiederherstellung des Vertrauens zwischen Muslimen und Serben, sagte Sulejman Tihic, Mitglied des bosnischen Staatspräsidiums bei der Einweihung.
Die Einrichtung ist das Gegenstück zu Büros in Deutschland, in denen die AWO unter dem Namen Heimatgarten Rückkehrer berät, die wieder in ihrer Heimat leben wollen. "Für jeden ergründen wir, ob das Haus noch steht, medizinische Versorgung gewährleistet ist und Verwandte vor Ort leben", so Fritz Schatschneider, der die Heimatgarten-Anlaufstelle Bielefeld leitet.
Zur Bosnierin, die in dem mit Geld des Europäischen Flüchtlingsfonds, des Stabilitätspaktes für Südosteuropa und Spenden geförderten "Haus des Vertrauens" arbeitet, entsteht ein Kontakt, auf den Leute bei ihrer Rückkehr bauen können. Sie finden aber nicht nur Ansprechpartner, sondern auch praktische Hilfe: Suppenküche, Hausmeisterservice, zeitweise Unterkunft, medizinische Ambulanz.
Darüber hinaus gibt die AWO Kleinkredite, um Existenzgründungen und die Entstehung von Arbeitsplätzen zu fördern. Derzeit sei nämlich etwa die Hälfte der Bewohner Srebrenicas ohne Arbeit, betont Schatschneider.
Zurück zu einem normalen Stadtbild ist es aber noch weit. "Im Gegensatz zu anderen Gegenden Bosniens ist hier viel kaputt", beobachtete Schatschneider, der zur Eröffnung des "Hauses der Hoffnung" in Srebrenica ist. Die Perspektive der AWO-Hilfe ist langfristig. "Wir haben uns für mindestens zehn Jahre verpflichtet", so Schatschneider. In dieser Zeit solle die Hilfestellung viele Menschen zur Rückkehr bewegen.
Das Massaker von Srebrenica
Während des Bosnienkrieges erlangte die ostbosnische Stadt Srebrenica traurige Berühmtheit. Am 11. Juli 1995 eroberten serbische Truppen das zur UN-Schutzzone erklärte Srebrenica, vertrieben Frauen sowie Kinder und ermordeten nach Angaben des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien bis zu 8.000 Männer, ohne dass stationierte Friedenstruppen eingriffen. Das Blutbad gilt als größtes Kriegsverbrechen seit Ende des Zweiten Weltkriegs. (tis)
25./26.06.2005
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