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Neue Westfälische , 23.06.2005 :

Der Ton macht die Bürgernähe / Erfahrungen einer künftigen Gastmutter mit dem Herforder "Ausländerwesen"

Von Hartmut Brandtmann

Herford. So vorausschauend wünscht sich jeder Verwalter den Bürger, dessen Anliegen und Antrag er bearbeiten soll. Manchmal aber gibt es Störungen zwischen Amtmann und Bürgerin. Anita Reinhold berichtet am NW-Lesertelefon von ihren schlechten Erfahrungen mit der Abteilung Ausländerwesen.

Ab Juli wird die brasilianische Austauschschülerin Tatiane Villar ein Jahr lang Gast-Tochter in der Familie Reinhold sein. "Damit die Formalitäten zur Erteilung des Visums erleichtert werden, wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie möglichst rasch der Ausländerbehörde die Ankunft ihres Gastkindes ankündigen würden", schreibt die betreuende Organisation "Youth für Understanding" (YFU) der Gastmutter und bittet, zu klären, ob weitere Unterlagen nötig sind. Und weil Frau Reinhold solche Bürokratien lieber mit dem Sachbearbeiter bespricht, fährt sie gleich hin, um die Formalitäten gleich zu erledigen.

Michael Cremer, Sachbearbeiter in der Abteilung Ausländerwesen, begegnete ihr "kühl, unfreundlich, abweisend". So beschreibt es die Bürgerin, nachdem sie die Abteilung "Bürgerservice", zu der das "Ausländerwesen" gehört, in Anspruch genommen hatte.

Der Schüleraustausch sei ihre "Privatsache", und überhaupt laufe alles nach Vorschrift, soll Cremer ihr erklärt haben. Sein Hauptaugenmerk galt offenbar einer möglichen "Zwangsabschiebung" und der Antwort auf die Frage, wer den Rücktransport bezahlt. Gastmütter können das nicht wissen, also bat Frau Reinhold, die Austauschorganisation in Hamburg anrufen zu dürfen. Joachim Wullenwerber, zuständig für das YFU-Aufnahmeprogramm, würde Auskunft geben können. "So läuft das nicht", habe Cremer gesagt: Telefonate aus der Amtsstube seien nicht gestattet, auch nicht, als Anita Reinhold anbot, das Telefonat zu bezahlen.

Also fuhr sie nach Hause, rief in Hamburg an und erfuhr, dass YFU die Kosten übernimmt. Dann setzte sich Wullenweber mit Cremer in Verbindung und klärte die Angelegenheit zum zweiten Mal.

"Von wegen Völkerverständigung und Weltoffenheit. Wie gut, dass unsere Gasttochter diese Vorgeschichte nicht mitbekommen hat", kommentiert die Gastmutter abschließend.

Sachbearbeiter Cremer findet die Schilderung von Frau Reinhold "erstaunlich" und übergibt dann zum Abteilungsleiter Bürgerservice, Fritz Stützinger. Der hält die vorsorglichen Bemühungen der Gastmutter für unnötig, weil doch das Bundesverwaltungsamt in Köln alles klärt. Dort gibt "Youth for Understandig" seinerseits eine Verpflichtungserklärung ab.

Das Telefon auf Cremers Schreibtisch sei in der Tat kein öffentliches. Auch die Bediensteten müssten ihre Privatgespräche gesondert abrechnen. Den Sachbearbeiter beschreibt Stützinger als "ruhig und besonnen". Es sei durchaus nicht anmaßend, wenn er erklärte, was geht und was nicht.

Wenn es dennoch Probleme gebe, empfiehlt der Abteilungsleiter Fritz Stützinger den Bürgerinnen und Bürgern, sich an ihn zu wenden: "Meine Tür ist gegenüber und immer offen."


lok-red.herford@neue-westfaelische.de

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