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Antifa-West , 22.06.2005 :

(Vlotho) 800 Menschen gegen Collegium Humanum

Am Samstag, dem 18. Juni 2005, demonstrierten in Vlotho 800 Menschen gegen das Collegium Humanum. Das extrem rechte Seminarhaus hat sich in den letzten Jahren zu einem Zentrum der Holocaustleugner entwickelt.

Das Bündnis, das sich für die Schließung des Collegium Humanum aussprach, war beeindruckend. Die Stadt Vlotho mit dem Bürgermeister, alle evangelischen Kirchengemeinden, die Ratsfraktionen, DGB, alle weiterführenden Schulen und Weiterbildungseinrichtungen sowie zahlreiche Vereine und Gruppen von der Kulturfabrik Vlotho bis hin zur Antifa-West aus Bielefeld hatten den Aufruf unterschrieben. 800 Menschen, ganz überwiegend aus der Kleinstadt an der Weser selbst, hatten sich der Demonstration und Kundgebung angeschlossen. Damit protestierte Vlotho erstmals auf breiter Front mit Trillerpfeifen, Transparenten und Sambatrommeln gegen das extrem rechte Seminarhaus, das durch die häufigen Auftritte Horst Mahlers mehrfach in die Schlagzeilen gelangt war. Mit dabei auch der "MOB in Black", ein teils mit Anzügen, Geigenkästen und Wasserpistolen ausgestatteter "schwarzer Block", der auf Diskussionen um Vermumung im Vorfeld anspielte. Die RednerInnen repräsentierten das breite Spektrum der Aufrufer. Bürgermeister Bernd Stute erklärte, dass sich der Protest nicht in einer Demonstration erschöpfen dürfe und kündigt weitere Aktivitäten des Bündnisses an. Prof. Hilmar Peter, der Leiter des Jugendhofes, distanzierte sich im Namen aller Weiterbildungseinrichtungen vom Collegium. Inge Wienecke und Friederike Twele vom Wesergymnasium machten deutlich, in welcher Tradition die Neonazis stehen: "Wir wollen nie wieder eine Gesellschaft, in der Jungen mit Spielzeugpanzern, Bleisoldaten und militärischem Drill auf einen geplanten Krieg vorbereitet werden." Ein Vertreter der gleichzeitig tagenden Kreissynode der evangelischen Kirche trug eine Resolution des Kirchenparlaments des Kreises gegen das Collegium vor.

Zehn bis fünfzehn Neonazis tauchten lediglich am Rande auf und zogen sich vor Beginn der Demonstration zum außerhalb der Stadt gelegenen Collegium Humanum zurück, wo zur Teilnahme an einem "Gartenfest" aufgerufen worden war. Später verteilten sie in der Stadt Flugblätter, in denen Ursula Haverbeck unter der Überschrift "Meinungsterror in Vlotho?" u.a. feststellt, "daß es im Wirtschaftssystem des National-Sozialismus Ansätze für eine wirkliche Alternative zu Kapitalismus und Kommunismus" gäbe. Bereits im Vorfeld der Demonstration hatte Haverbeck versucht, Bürgermeister Bernd Stute und der Landrätin des Kreises Herford, Liselore Curländer, per einstweiliger Verfügung Stellungnahmen zu den Aktivitäten des Collegiums verbieten zu lassen, blieb damit vor dem Verwaltungsgericht Minden jedoch ohne Erfolg.

Die Landrätin von der CDU hatte eindeutig gegen das Collegium Stellung bezogen und konnte nur aufgrund anderer Termine nicht an der Kundgebung teilnehmen. Die örtliche CDU dagegen hatte zwar zur Demonstration aufgerufen, dann aber im Vorfeld ihr Fernbleiben angekündigt. Grund sei die Teilnahme der Antifa-West aus Bielefeld, begründete Parteisprecher Heinz-Friedrich Wattenberg diesen Schritt gegenüber der örtlichen Presse. Die Gruppe würde vom Staatsschutz beobachtet und Mitglieder hätten in der Vergangenheit vermummt an Demonstrationen teilgenommen. Die Antifa-West wies die Beschuldigungen, als "aus der Luft gegriffen und nicht der Realität entsprechend" zurück. "Wir wollen am 18. Juni Gesicht zeigen gegen Neonazis und Antisemitismus im Collegium Humanum", erklärte ein Sprecher der Gruppe. Die Anschuldigungen, hinter denen die Staatsschutzabteilung der Bielefelder Polizei vermutet wird, konnten weder das Bündnis spalten noch den Erfolg der bislang größten Demonstration gegen das Collegium Humanum schmälern.


antifa-west@nadir.org

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