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Neue Westfälische , 18.06.2005 :

(Bielefeld) Schwule, Lesben - und Quertreiber / Christopher-Street-Day am Samstag: Die Einen feiern ihre schrille Parade, die Anderen ein "Kulturpolitfest"

Bielefeld. "Engagier Dich" lautet das Motto des 10. Christopher-Street-Day (CSD) am Samstag, 18. Juni. Wieder ziehen Schwule und Lesben durch die Innenstadt Bielefelds und feiern ein Straßenfest.

Die Parade beginnt um 11 Uhr mit dem Sammeln auf dem Siegfriedplatz. Um 12.30 Uhr geht es dann los. Der Zug führt über Weststraße, Jöllenbecker Straße, Feilenstraße, Bahnhofstraße, Jahnplatz, Herforder Straße, Friedrich-Verleger-Straße, Turnerstraße zum Rathausplatz. Dort ist ab 11.30 Uhr parallel ein Straßenfest mit Infoständen. Die Paradeteilnehmer werden dort gegen 15 Uhr erwartet. Auf dem Rathausplatz gibt es Live-Musik mit den "Les Benitas", der Schlagersängerin Jennifer, der Frauenband Titbits sowie weiteren Interpreten.
Zum Abschluss des Christopher- Street- Day wird gefeiert ab 21 Uhr im "Dance-Castle Princess" an der Feilenstraße 31.

Die Geschichte des CSD begann 1969 in New York. Dort wehrten sich damals zum ersten mal Schwule, Lesben und Transsexuelle gegen die dauernden Schikanen der Polizei. Heute gehen in vielen Städten Amerikas und Europas die Homosexuellen auf die Straße, um an dieses Ereignis zu erinnern.

Genau um diesen politischen Hintergrund des CSD geht es den Organisatoren einer Gegenveranstaltung im AJZ. "Queertreiben" heißt das "Kulturpolitfest", wie es das AJZ nennt. Zwar könne das Fest dem Bielefelder CSD sicher nicht seine politische Bedeutung zurückgeben, aber "zeigen, dass schwul-lesbische Kultur mehr ist als ein politikfreier Raum, in dem nur trendy Tanzmusik gespielt wird" und mit Wasserpistolen gespritzt werde. Gründe gebe es für die Politisierung des CSD genügend - so könnten Menschen in Deutschland ihre Identität noch immer nicht unabhängig vom Geschlecht ausleben; "sie müssen sich immer wieder für eine eindeutige Katalogisierung in Mann oder Frau unterordnen".

Im "ArbeiterInnenjugendzentrum" - kurz AJZ - wird am späten Nachmittag im grünen Hof ein Cafts mit Kuchenbar eingerichtet, zeitgleich soll eine Tuntenolympiade für Jedermann/-frau stattfinden. Um18 Uhr gibt es einen Vortrag zu Ausgrenzung innerhalb der Szene. Der Berliner Künstler Bernd Aretz - "Ich bin ein Ledermannn und Hundehalter" - soll ab 19.30 Uhr eine ungewöhnliche Lesung geben (eine Stiefelleckerperformance), zudem werden im AJZ-Kino bis spät nachts Filme gezeigt, die sonst selten zu sehen sind. In der Disko spielen ab 20 Uhr zwei Bielefelder Bands "Schimmel oder Asbest" und "The real estate". Ab 22.30 Uhr startet dann die Party - mit Musik aller Kontinente und diverser Stilrichtungen.

Ziel sei auch, zu zeigen, dass "die Szene" nicht nur "jung und knackig ist", dass es auch lesbische und schwule Hartz-IV-Empfänger gibt, die von der schrillen Szene oft ausgegrenzt würden.

www.queertreiben. de

18./19.06.2005
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de

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