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Mindener Tageblatt ,
17.06.2005 :
Polizeiakten gingen vermutlich im Müll unter / Düsseldorfer Polizei auf historischer Spurensuche / Brisantes zu Kriegsende in Frille / Ortstermin auf der Abfallgrube
Petershagen-Frille (mt). Voller Hoffnung war Klaus Dönecke gestern von Düsseldorf nach Frille gekommen. Er ist auf der Spur alter Personalakten der Düsseldorfer Polizei. Die Spur führt zu Kriegsende nach Frille, scheint aber jetzt in einer alten Abfallgrube zu enden.
Von Uwe Vinke
Dönecke arbeitet im Düsseldorfer Polizeipräsidium in einem Projekt zur Aufarbeitung der Düsseldorfer Polizeigeschichte. Bei seinen Recherchen in Archiven war er darauf gestoßen, dass am 15. Oktober 1944 in Frille 16 Kisten von der Düsseldorfer Polizei "auf Lager genommen" wurden. In den Kisten waren auch alle Personalakten verstaut, um sie vor den Bombenangriffen zu sichern (das MT berichtete).
Mit Unterstütung des Mindener Tageblattes und Ortsheimatpflegerin Adelheid Duwenkamp konnten Zeitzeugen gefunden werden, die sich an die Polizisten aus Düsseldorf und das "Magazin" erinnern. Untergebracht waren die Akten im Saal der Gaststätte Bredemeier, dem späteren Friller Krug.
Um der Spur vor Ort zu folgen kam Klaus Dönecke gestern nach Frille. Mitgebracht hatte er den Historiker Dr. Carsten Dams von der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, der als Berater für das Polizeiprojekt tätig ist, und Dr. Heinz-Dieter Schrey vom Geologischen Dienst des Landes in Krefeld.
Treffpunkt der Angereisten mit einigen Frillern war ein kleines Wäldchen nordwestlich des Ortes, früher Sand- und Abfallgrube. Mit dabei war auch der 73-jährige Heinrich Wiese, der als 13-Jähriger das Kriegsende erlebt hatte.
Er erinnerte sich an das etwa zehn Mann starke Polizeikommando aus Düsseldorf, wusste aber nicht, ob im Saal Bredemeier auch Akten gelagert worden waren. Jedoch sei aus Düsseldorf auch eine Feuerwehrpumpe mitgebracht worden, die dort gestanden habe und später von der Friller Feuerwehr genutzt worden sei.
"Nachdem die Engländer den Ort eingenommen hatten und weitergezogen waren, hat der Wirt ganze Wagenladungen mit losem Papier hier in die Müllkippe gebracht. Er wollte den Saal wieder frei haben", wusste Wiese und nahm den Angereisten so die Hoffnung, hier die gesuchten Kisten zu finden.
Ob es tatsächlich die Polizeiakten waren, wusste Wiese nicht. Angesichts der Papiermenge könnten sie es aber gewesen sein.
Während der Kämpfe um Frille zwischen dem 3. und 7. April 1945 sei der Saal geplündert worden, berichtete Ortsheimatpflegerin Adelheid Duwenkamp. Damals sei alles Brauchbare mitgenommen worden, vermutlich auch die Kisten aus Düsseldorf, aber ohne Inhalt.
Andere Zeitzeugen hatten sich erinnert, dass danach die Straße an der Gaststätte von Papier übersät gewesen sei. Möglicherweise waren es die Personalakten, die in diesem Zustand von den einrückenden Truppen nicht erkannt und gesichert wurden.
Hatte Historiker Dr. Dams anfangs noch auf einen "bemerkenswerten Fund mit unbearbeiteten Akten" gehofft, schwand seine Zuversicht nach den Schilderungen von Wiese. Er setzte letztlich noch auf den Fund von Pokalen der Düsseldorfer Polizei, die ebenfalls nach Frille ausgelagert worden waren.
Dr. Schrey ließ sich nicht beirren und kontrollierte an verschiedenen Stellen im Wäldchen den Untergrund, jedoch ohne Ergebnis. Auch der Metalldetektor konnte den Sucherfolg nicht verbessern.
Klaus Dönecke zeigte sich nicht enttäuscht. "Wiederlegt ist somit auf jeden Fall die Aktenaussage, dass die Personalakten bei Kriegsende "durch Feindeinwirkung" vernichtet worden seien.
Ob im Wäldchen nun noch tatsächlich gegraben wird, muss im Düsseldorfer Projekt entschieden werden. Möglich wäre aber auch, dass einzelne einst aufgehobene Papiere noch in Schachteln schlummern. Dönecke bleibt weiter auf der Spur der einzelnen Teile für dies historische Puzzle.
mt@mt-online.de
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