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Mindener Tageblatt , 17.06.2005 :

(Minden) Forschungsbücher zum Holocaust erstellt / Ausstellung im Preußen-Museum zeigt Schülerarbeiten / Thematischen Zugang im Kunstunterricht gesucht

Minden (mt). Eine Ausstellung mit künstlerischen Forschungsbüchern zum Holocaust wurde am Mittwoch im Preußen-Museum eröffnet. Die Arbeiten entstanden im Kunstunterricht des Besselgymnasiums. Jetzt laufen Verhandlungen, sie auch im Informationszentrum unter dem Stelenfeld in Berlin zu präsentieren.

Von Stefan Koch

In schwarzen Kladden auf zwei Tischreihen ist im Preußen-Museum zu sehen, was Schülerinnen und Schüler zum Thema "Holocaust" produzierten. Das persönliche Schicksal der Anne Frank wurde ebenso zum Stoff wie Oscar Schindler oder der Maler Felix Nussbaum. Filme wie "Napola" regten zur Auseinandersetzung an. Mit dabei sind die Olympischen Spiele, Lyrik nach Auschwitz und die Vernichtung der europäischen Juden - in den Arbeiten meist sichtbar durch die Institution des Konzentrationslagers.

In vier Kunst-Grundkursen der Jahrgangsstufe 11 hatten sich die Schüler des Besselgymnasiums im Zeitraum von März bis Mai mit dem Holocaust beschäftigt und ihre Arbeiten angefertigt. Dabei gab ihnen die Kunstlehrerin Elisabeth Wittich und die Kunstreferendarin Maja Bitterer kein engeres Thema vor. Es bestand der Auftrag, auf künstlerischem Wege einen persönlichen Zugang zu der Thematik zu erforschen und in der Form eines Erinnerungsbuches zu präsentieren.

Bitterer merkte in ihrer Eröffnungsansprache zur Ausstellung am Mittwoch an, dass der Holocaust im Bewusstsein der gegenwärtigen Schülergeneration vornehmlich als durch Spielfilme, Dokumentionen, Fotos und andere Medien vermittelte Repräsentation existiere. Erfahrungen mit dem Holocaust seien stärker noch als in vorigen Generationen ein Produkt gesteuerter Kommunikation. Bei der Suche nach neuen Inhalten einer schulischen Auseinandersetzung könnten neben dem klassischen Fach Geschichte auch andere Fächer Zugänge bieten. Hierfür eigene sich besonders der Kunstunterricht.

Ausstellung auch in Bonn zu sehen

Als "Denkmäler für etwas, was nicht vergessen werden darf, damit es sich nicht wiederholt, weil es nie wieder sein darf", bezeichnete Schülerin Franziska Meyer in ihrer Ansprache aus ihrer Sicht die Ergebnisse des Kunstunterrichts. "Unvorstellbares wurde vorstellbar", äußerte Lisa Handirk zu den Folgen der Holocaustforschung im Unterricht.

Kurzfristig hatte sich im Preußen-Museum ein geeigneter Raum gefunden, um eine Auswahl der Schülerarbeiten auszustellen. Doch in Minden sollen die Werke zum Holocaust nicht bleiben. Geplant ist eine Ausstellung in Bonn im Rahmen eines deutsch-israelischen Seminars der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft. Verhandlungen laufen zudem, die Kladden im Informationszentrum unter dem Holocaustdenkmal in Berlin im Rahmen einer Ausstellung am 9. November zu zeigen.


mt@mt-online.de

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