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Lippische Landes-Zeitung , 15.06.2005 :

(Detmold) Warnung vor dem Grauen von Krieg und seinen Folgen / Ausstellung über sowjetisches Straflager Workuta

Detmold (aga). Drei Jahre hatte Helmut Brüggemann im sowjetischen Straflager Workuta verbringen müssen. Mit besonderem Interesse besuchte der 83-Jährige daher die Eröffnung der Ausstellung "Workuta - Zur Geschichte eines sowjetischen Straflagers" auf der Ebene 3 des Kreishauses.

Nachdem Brüggemann 1944 in sowjetische Gefangenschaft geriet, war er zunächst bis zu seiner Verurteilung in zwei anderen Lagern gefangen gehalten worden. "Ende 1947 bin ich dann nach Workuta verlegt worden", erzählte der Zeitzeuge. 1950 sei er nach Stalingrad in das dortige Straflager gekommen. Brüggemann erinnert sich an eine gewaltige Umstellung: "In Workuta hatten wir am Tag zuvor minus 47 Grad, in Stalingrad waren es 27 Grad Wärme."

Erst von Stalingrad, also gut sechs Jahre nach der Gefangennahme, konnte der Lagenser den ersten Kontakt zur Familie in Sylbach herstellen. "Wir nannten das Edel-Produkte", erinnert er sich an die ihn danach etwa einmal im Monat erreichenden Pakete aus der Heimat. Zunächst habe es damals so ausgesehen, als würde seine Entlassung aus diesem Straflager noch in dem Jahr erfolgen.

Zum Nachdenken anregen

"Dann kam der Koreakrieg dazwischen - und ich wurde in das Lager in Asbest deportiert", blickt er auf die Verlängerung de Gefangenschaft zurück. Erst 1954 kehrte Helmut Brüggemann zurück.

Die Ausstellung im Kreishaus, die in Zusammenarbeit mit dem Volksbund realisiert worden ist, stützt sich auf die Aufzeichnungen eines anderen Zeitzeugen, Horst Schüler, die dieser in seinem Buch "Workuta lebt" veröffentlicht hat. Seine Erlebnisberichte sind mit zahlreichen Bildern und Dokumenten zu dem Schicksal der bei Kriegsende mehr als drei Millionen deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischen Gefangenenlagern zusammengefügt.

Landrat Friedel Heuwinkel, Hausherr und Vorsitzender des lippischen Kreisverbandes im Volksbund, sprach bei der Eröffnung von einer Ausstellung ganz anderer Art. "Ein Thema, das gewaltig zum Nachdenken veranlasst." Darin sieht Heuwinkel nicht nur die Erinnerung an ein abgeschlossenes Kapitel, sondern auch Mahnung für die Zukunft, "dass solches hoffentlich nie wieder kommt". Das Angebot, beim Betrachten dieser Ausstellung ins Gespräch über dieses Kapitel der Nachkriegsgeschichte zu kommen, richtete Ulrich Appelt besonders an Schulen und Lehrer: "Besuchen Sie diese Ausstellung mit Ihren Klassen."

Die Ausstellung "Workuta - Zur Geschichte eines sowjetischen Straflagers" ist noch bis zum 9. Juli auf der Ebene 3 des Kreishauses in Detmold während der Öffnungszeiten zu besichtigen. Weitere Informationen gibt es beim Bezirksverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Telefon (0521) 64443.


Detmold@lz-online.de

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