www.hiergeblieben.de

Lippische Landes-Zeitung , 15.06.2005 :

(Oerlinghausen) Die Hoffnung blüht im Grauen / Lesung "Frauen auf der Flucht"

Oerlinghausen (step). "Werden wir uns je wieder über Kleinigkeiten ärgern können?" Diesen Satz schrieb eine Frau auf, die 1945 mit ihren Kindern auf der Flucht war vor der Roten Armee. Bewegende Empfindungen, die Teil des Buches "Frauen auf der Flucht" von Marianne Weber sind. Gerda Held, Vorstandsmitglied des Marianne-Weber-Institutes, las im Bürgerhaus Auszüge vor.

Die zusammengestellten Berichte spiegeln die Schicksale einzelner Frauen wider. Sie unterscheiden sich jedoch im Stil voneinander. Sachlich, nüchterne Texte stehen neben literarisch-poetischen. Trotz der unterschiedlichen Erlebnisse zeigen sich Gemeinsamkeiten.

Sie alle besannen sich auf das Wesentliche im Leben, lernten von materiellem Besitz Abschied zu nehmen und die Hoffnung nicht aufzugeben. Dieser Hoffnung wurde aufrechterhalten durch einen festen Glauben, enge soziale Beziehungen und geistige Ideale.

Beschrieben wird, wie die polnische Kunsthistorikerin Karolina Lanckoronska es schafft, als politische Gefangene im KZ Ravensbrück ihren Lebenswillen behält, indem sie andere Gefangene in Geschichte, Kunst und Literatur unterrichtet.

Eine andere Frau, die im zerstörten Potsdam um das Überleben ihrer Familie kämpfte, erzählte, dass sie verstanden hätte, was der Satz "Unser täglich Brot, gib es heute" bedeutete.

Es ist kein Buch, das anklagt, sondern eines, das versucht zu zeigen, wie die Frauen ihr damaliges Leben unter dramatischen Umständen meistern konnten.


cla@neue-westfaelische.de

zurück