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www.hiergeblieben.de , 31.05.2005 :

Übersicht

Veröffentlichungen am 31.05.2005

01.) Radio Westfalica:
(Bad Oeynhausen) Weitere Proteste angekündigt

02.) WDR-Nachrichten aus OWL , 31.05.2005 :
(Ostwestfalen-Lippe) Reibungsloser Castor-Transport

03.) Neue Westfälische:
(Bad Oeynhausen) Demonstration auch ohne Castor / Zug von rund 80 Aktivisten über die "Stadtautobahn"

04.) Neue Westfälische:
(Bad Oeynhausen) Protest auch ohne den Castor / Rund 80 Demonstranten blockierten für eine Viertelstunde die Mindener Straße

05.) Westfalen-Blatt:
Castor-Stopp in Paderborn / Drei Hundertschaften übernehmen Konvoi in Bad Wünnenberg

06.) Radio Herford :
Castor an Bad Oeynhausen vorbei

07.) Neue Westfälische:
(Bielefeld) "Es gibt keine guten und bösen Nationen" / KZ-Überlebender Treyster im Ceciliengymnasium

08.) Lippische Landes-Zeitung:
(Lemgo) Der Geschichte "nachfühlen" / Lüttfeld-Schülerinnen gestalten Titelblatt für Raveh-Biographie als Hörbuch auf CD

09.) Mindener Tageblatt:
(Minden) "Die verdunkelte Stadt" ausverkauft und neu aufgelegt

10.) Mindener Tageblatt:
(Porta Westfalica) Vortrag über von Plettenberg

11.) Westfälisches Volksblatt:
(Paderborn) Schüler zum Kriegsende / Stiftung ruft auf

12.) Neue Westfälische:
(Spenge) "Dem Schmerz Ausdruck geben" / Der Landwirt Karl Niehus-Obermann setzte ein bemerkenswertes Denkmal auf sein Stück Land

13.) Neue Westfälische:
(Spenge) Der Ort der Tragödien

14.) Der Patriot - Lippstädter Zeitung:
(Geseke) Junge Schwarzafrikanerin auf Heimweg belästigt / Bisher noch unbekannte Täter beleidigen und schlagen 17-Jährige / Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung

15.) Westfalen-Blatt:
(Bielefeld) Leitartikel / Angela Merkel macht's / Entscheid nicht im Friseur-Salon / Von Rolf Dressler

16.) Westfalen-Blatt:
(Bielefeld) Kommentar / Frankreichs Nein zur EU-Verfassung / Warnsignal ernst nehmen - Europa hat noch eine Chance / Dirk Schröder

17.) Avanti ! e.V.:
(Osnabrück) Die Gruppe für ein Autonomes Zentrum lädt ein zur Veranstaltung am Mittwoch, den 22. Juni, um 20 Uhr in der Lagerhalle: Autonome Zentren überall – warum nicht hier? / Die Autonomen Zentren der Nachbarstädte stellen sich vor

18.) Kulturinitiative Detmold e.V.:
(Detmold) An die Medien / alte Pauline: Film über soziale Bewegungen in Argentinien

19.) Westfalenpost:
(Rüthen) "Ich bin einer der Letzten"

20.) Bildungswerk Lippe:
Stellungnahme des Bildungswerks Lippe zum Schreiben ... vom 18.05.2005



Nachrichten vom 31.05.2005



Flucht / Rassismus

Berlin: Vier Stunden warten, bis der Arzt kommt / Ein Häftling im Abschiebegewahrsam erlitt einen Herzinfarkt - das Personal reagierte erst spät

Der Algerier Abdelhamid B. hat im Abschiebegewahrsam Grünau einen Herzinfarkt erlitten - und beinahe wäre er daran gestorben. Denn die Beamten haben nicht rechtzeitig ärztliche Hilfe geholt. Erst vier Stunden nach dem Infarkt wurde der Häftling ins Krankenhaus gebracht. Dort haben Ärzte dann den akuten Herzinfarkt diagnostiziert. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen das Personal des Abschiebegewahrsams wegen unterlassener Hilfeleistung.

Mithäftlinge des Algeriers hatten sich mit einem Brief an die Berliner Zeitung gewandt. Darin stand, am vergangenen Sonnabend gegen 20 Uhr habe der 27-jährige Abdelhamid B. über starke Brustschmerzen geklagt. Die Mithäftlinge berichten, sie hätten das Wachpersonal durch Rufe und Schläge gegen die Tür darauf aufmerksam gemacht. Die Beamten sollen gelacht und dann gesagt haben: "Ihr seid doch alle krank."

Die Insassen hätten weiterhin "Krach geschlagen", wie sie sagen. Gegen 21.40 Uhr soll dann ein Sanitäter zu Abdelhamid B. gekommen sein und ihm gesagt haben, dass er bei der großen Hitze zu wenig getrunken habe. Eine Ärztin ist am Wochenende nicht im Dienst. Der Zustand des Algeriers habe sich weiter verschlechtert. Weil Mithäftlinge weiter um Hilfe riefen, sei Abdelhamid B. dann nach Ende der Besuchszeit um 22 Uhr zur Sanitätsstation gebracht worden. Dort sei er von dem Sanitäter untersucht worden, der stellte aber keine Auffälligkeiten fest. Abdelhamid B. habe eine Tablette bekommen und wurde auf seine Station zurückgeschickt, erzählen die Insassen. Ein Arzt sei noch immer nicht gerufen worden. Dem Algerier ging es immer schlechter, er sei "blau angelaufen", sagen die Mithäftlinge. Sie schlugen weiterhin gegen die Tür, sie schrien, sie drohten, sie würden "ein Problem machen", wenn nicht etwas geschehe. Um 0.30 Uhr wurde Abdelhamid B. schließlich in ein Krankenhaus gebracht. Aber noch immer war kein Arzt oder Rettungswagen vor Ort, um den Patienten richtig versorgen zu können. Grünauer Beamte fuhren den Kranken mit einem Polizeitransporter ins DRK-Krankenhaus Köpenick.

Dort stellten die Mediziner bei Abdelhamid B. einen akuten Herzinfarkt fest und führten eine etwa zweistündige Herzkatheterbehandlung durch. Abdelhamid B. habe "großes Glück gehabt, dass er überlebte", soll ein Arzt gesagt haben.

Warum das Personal nicht eher reagierte, ist unklar. Der evangelische Seelsorger Dieter Ziebarth sprach gestern von einer sehr ernsten Angelegenheit. "Mir ist nie bekannt geworden, dass Häftlinge im Abschiebegewahrsam einen Herzinfarkt simuliert haben", sagte er der Berliner Zeitung. Der Vorfall sei ein besonders schlimmes Beispiel für die unzureichende medizinische Versorgung in der Abschiebehaft", kritisierte Jens-Uwe Thomas vom Berliner Flüchtlingsrat. Die für den Abschiebegewahrsam zuständige Polizeibehörde reagierte gestern prompt. "Wir werden alle Vorwürfe genau prüfen", sagte ein Sprecher. Mehr noch: Auf Grund der Angaben der Insassen wurde ein Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung gegen das Wachpersonal eingeleitet.

Abdelhamid B. liegt noch im Krankenhaus. Die Abschiebung des Algeriers wurde jetzt ausgesetzt. Er soll, wenn er wieder gesund ist, in einem Asylbewerberheim untergebracht werden.

Quelle: Sabine Deckwerth / Berliner Zeitung


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