www.hiergeblieben.de

www.hiergeblieben.de , 02.06.2005 :

Übersicht

Veröffentlichungen am 02.06.2005

01.) Lippische Landes-Zeitung:
(Blomberg) Arbeitserlaubnis Mangelware / Warum Afrora Bajaj (20) arbeiten könnte, aber nicht darf

02.) Die Glocke:
Aktive Gruppen gesucht für "Harsewinkel international" / Mitmachen beim Ausländerfest

03.) Westfälisches Volksblatt:
Die Wewelsburg im Überblick / Neuer Kunstführer von Museumsleiter Wulf E. Brebeck liegt vor

04.) Die Glocke:
(Ennigerloh) Film des Monats / Die letzten Tage von Sophie Scholl

05.) Lippische Landes-Zeitung:
(Detmold) Positive Bilanz nach 14 Vorträgen / Abschluss des 5. Stadtgeschichtlichen Projektes

06.) Neue Westfälische:
(Lübbecke) Theologie und Politik / Alexander Räber führt durch die Stadt / Thema: Juden in Lübbecke

07.) Neue Westfälische :
(Bückeburg) Alkoholexzesse und sexuelle Ausschweifungen bei der Bundeswehr / Der Wehrbeauftragte ermittelt

08.) Neue Westfälische:
(Kreis Herford) Litauische Pässe schaffen Schein-Legalität / Falsche Dokumente sorgen für Reisefreiheit und beschäftigen die Ermittler



Nachrichten vom 02.06.2005



Flucht / Rassismus

Hamburg: Seminar der "Gegenuni" vorzeitig beendet / "Fragwürdiger Leiter des Instituts für Rechtsmedizin der UniHH befürwortet Brechmitteleinsätze und die rigerose Abschiebepolitik des Hamburger Senats"

Im Rahmen der "Gegenuni", in Hamburg, wurde am 1. Juni ein UKE-Seminar - organisiert durch den Fachbereich Medizin - vorzeitig beendet. Grund hierfür war der Referent selbst, Prof. Dr. Klaus Püschel, der vom Fachschaftsrat Medizin zu der Veranstaltung eingeladen wurde. Der Tag der "Gegenuni" sollte die StudiengebührengegnerInnen vor der Saturn-Filiale in der Mönckebergstrasse einen, was jedoch nach kurzer Zeit an einem stark umstrittenem Referent scheiterte - jegliche Art von Konsens ist nicht zu Stande gekommen, das Seminar wurde mittels eines Transparentes passiv blockiert und es wurden Flyer zur Erklärung verteilt. Ausserdem wurden kurze Reden zur Erläuterung gehalten.

Dr. Püschel hatte im Jahr 2001 den Weg freigemacht, für den evtl. lethalen Brechmitteleinsatz. Noch in der Legislaturperiode der Koalition aus SPD und Grünen fertigte der Leiter des Instituts für Rechtsmedizin jenes Gutachten an, das die Einführung von Brechmitteleinsätzen letztlich rechtfertigte. Im Dezember 2001 wird Achidi John Opfer der Brechmittelpraxis - der Notarzt diagnostizierte, das Achidi ertrunken sei, durch 800ml wasser, die mittels Nasen-Magen-Sonde eingeflösst wurden, darunter befanden sich auch 30ml des Brechmittels (Sirup, gewonnen aus der lateinamerikanischen Brechwurzel (Cephaelis ipecacuanha)). Nachträgliche Untersuchungen ergaben jedoch, dass Johns Todesursache ein plötzlicher Herzstillstand gewesen sei. Achidi leistete heftigsten Widerstand und wurde deshalb fixiert. Diese Art von Brechmitteleinsatz "ist unter den meisten Ärzten höchst umstritten", "Juristen" jedoch "bewerten das Verfahren überwiegend als zuverlässig".

"Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen gegen die Beteiligten sieben Monate später ein. Achidi John soll eine Herzerkrankung gehabt haben und hätte bei jedem anderen aufregenden Ereignis sterben können, erklärten die Hamburger Staatsanwälte".

Püschel bemerkt hierzu, dass er die Herzerkrankung Johns bei der vorherigen Untersuchung nicht habe diagnostizieren können, wohl aber nach bestem Gewissen durchgeführt habe. Der Tod habe nichts mit dem Einsatz des Brechmittels zu tun, behauptet Püschel weiter - es sei reiner Zufall gewesen, so Püschel weiter.

Das zweite Opfer von Brechmitteleinsätzen ist in Bremen zu beklagen, Laya-Alama Conde, aus Sierra Leone. Im Einsatzprotokoll des Notarztes dieser Nacht steht der Einsatzort "Polizeigewahrsam" und als Erstbefund: "Bei Magenspülung ertrunkener Patient".

Weiter heisst es: "Noch zehn Tage danach ist der Notarzt entsetzt." "Eindeutig unprofessionell" habe der Gerichtsmediziner gehandelt, dessen Namen er am Einsatzort nicht erfahren habe. "So etwas darf man eigentlich nicht tun", sagte Günther der taz. "Höchstens in der Intensivstation. Das Risiko ist einfach zu groß." Der Gerichtsmediziner hatte offenbar nicht mal die Geräte im Auge gehabt: "Der hat nicht erkannt, dass es dem Mann nicht gut ging, der hat überhaupt nichts erkannt."

Desweiteren unterstützt und befürwortet Herr Püschel die beispielslose Abschiebepolitik des Hamburger Senats. Entgegen der Genfer Flüchtlingskonvention werden im Rechtsmittelinstitut der Universität Hamburg im UKE (Uni Klinikum Eppendorf) regelmässig Minderjährige, zumeist gegen ihren Willen, auf erniedrigende und rassistische Art und Weise zwangsuntersucht. Hierbei wird u.a. das Alter der Flüchtlinge mittels Untersuchung "der körperlichen Entwicklung" festgestellt, dazu gehören Weisheitszähne, Bartwuchs oder primäre/sekundäre Sexualorgane (und deren Schambehaarung). Wissenschaftlich sind diese Methoden in keinster Weise, da weder die Weisheitszähne (laut der deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) noch die Schambehaarung (jene fällt bei jedem Individuum mit unterschiedlicher Herkunft/Genen äußerst unterschiedlich aus) genauen Aufschluss über das Alter der Kinder/Jugendlichen geben können.

Fazit: Schade ist in diesem Zusammenhang, dass das an sich gute Konzept der Gegenuni hier die Proteste gegen Studiengebühren zumindest temporär in der Öffentlichkeit gespalten präsentiert hat, zudem diejenigen, die gegen die Position Püschels lautstark Stellung bezogen (durch Beifall bei Redebeiträgen) deutlich in der Minderheit waren. Dennoch war diese Aktion nötig, da eine kritische Lehre an der Universität Hamburg mit derartigen Persönlichkeiten meiner Meinung nach unverantwortlich ist. Zudem hat "der Beschuldigte" nach ein paar Floskeln das Seminar verlassen und war demnach nicht zu Gesprächen bereit, ihm folgten auch die Mehrheit der MedizinstudentInnen, von denen viele die Aktion als "blinden Aktionismus" bezeichneten und äusserten, dass "wir" doch woanders protestieren sollten und das ganze differenzierter betrachten sollen. Dazu gibt es nur noch
folgendes zu sagen:

- Für eine kritische Gegenuniversität ohne Minimalkonsens!
- Für eine nicht repressive und nachhaltige Drogenpolitik in Hamburg!
- Gegen Brechmitteleinsätze!
- Gegen eine rassistische und menschenunwürdige Abschiebepolitik!

Quelle: indymedia


info@hiergeblieben.de

zurück