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Lippische Landes-Zeitung , 04.06.2005 :

(Blomberg) Eine Stimme für die Nachkriegs-Opfer / Helga Beißners neues Buch "Spuren eines Lebens"

Blomberg (sb). In zwei Büchern hat die Hobbyautorin Helga Beißner ihr Leben verarbeitet. Ihr neuestes Werk endet nicht mit einem Happy End: "In 'Spuren eines Lebens' wollte ich den Menschen eine Stimme geben, die auch nach dem Krieg noch umgekommen sind", sagt die Blombergerin.

Es ist die Geschichte der 16-jährigen Kristine, die im Inflationsjahr 1921 ihr dörfliches Zuhause verlassen muss, um in Breslau eine Stelle im Haushalt zu übernehmen. Später lernt sie dort ihren Mann Max kennen, zwei Kinder vervollkommnen das Glück.

Doch mit der Machtergreifung der Nazis nimmt das Schicksal seinen Lauf: Jüdische Freunde müssen flüchten, Bekannte, die dem Kommunismus nahe stehen, werden verhaftet. Als ihr Mann an die Front muss, schlägt sich Kristine mit ihren Kindern zunächst noch tapfer allein durch. Dann aber fasst sie den folgenschweren Entschluss, nicht zu flüchten, sondern bis zum Kriegsende in Breslau zu bleiben und fällt russischen Soldaten in die Hände ...

Die Autorin, die selbst 1926 in Breslau geboren wurde, flüchtete im Januar 1945 aus Kattowitz und erlebte die Schrecken des Prager Aufstandes mit. Mit ihrer authentischen Geschichte schildert sie das Leben einer Verwandten, aber "dieses Schicksal hat sich 1.000-fach zugetragen". Dabei gelingt es ihr, nicht nur 24 Lebensjahre der jungen Frau nachzuzeichnen, sondern auch geschichtliche Zusammenhänge - vom Versailler Vertrag über Himmlers "Lebensborn"-Kinderheime - zu erläutern. Die sehr lesbare Schreibweise wandert nie zu sehr ins Dramatische ab.

Helga Beißner, Spuren eines Lebens, Wolfgang Hager Verlag, ISBN 3-902400-71-4, 17,90 Euro.

04./05.06.2005
Blomberg@lz-online.de

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