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Der Patriot - Lippstädter Zeitung , 04.06.2005 :

(Geseke) Die komplette 4c kämpft für Mergim und dessen Familie / Mädchen und Jungen griffen zu einer beispielhaften Eigeninitiative / Nachwuchs hat Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben

Geseke. Selbstbewusst, engagiert und zielstrebig marschierten die beiden Schülerinnen Maria und Darline, die die Klasse 4c der Dr.-Adenauer-Grundschule besuchen, in die Redaktionsräume dieser Zeitung und meinten: "Ihr müsst uns helfen, unser toller Klassenkamerad Mergim und seine Familie sollen als Kosovo-Albaner abgeschoben werden. Das wollen wir nicht."

Kurz und knapp berichteten die beiden jungen Damen über das Schicksal der Familie Shehu, die vier Kinder hat, seit elf Jahren in Geseke lebt und der jetzt die Abschiebung droht.

Im Auftrage ihrer Klassengemeinschaft hatten sich Maria und Darline zunächst an die Elternschaft, vertreten durch Olga Poravone-Iakovidis und Ursula Schulte-Rüsing, gewandt und auch diese auf die Probleme der Familie ihres 10-jährigen Freundes hingewiesen.

Sämtliche Schritte ergriffen die Kinder in Eigeninitiative. So wurden beispielsweise große Schilder gemalt, geschrieben und gepinselt, auf denen sie auf das Problem hinweisen und ihrer Hoffnung auf den Verbleib der Familie in Geseke Hoffnung verliehen haben.

Bei einem Besuch dieser Zeitung in der Klasse 4c bewiesen die Kinder eindrucksvoll, dass sie wirklich eine eingeschworene Gemeinschaft sind und ganz genau wissen, was sie erreichen wollen!

So meinte beispielsweise Tatjana: "Wir gehören doch zusammen." Ins gleich Horn stieß Klassenkamerad Martin: "Mein bester Freund soll bei uns bleiben."

Kristina merkte an, dass Mergim - er ist übrigens Kosovo-Albaner - das Deutsche beherrsche und er der Sprache des Herkunftslandes seiner Eltern doch gar nicht mächtig sein könne.

Ganz ruhig und besonnen stellten Kristina und Jannis fest: "Wir haben Mergim schon richtig lieb. Er muss bei uns bleiben."

Auch Jonas, Timmy, Kevin, Stefanie, Larissa, Lena I und II, Tonio, Marius, Andre, Lukas, Jasmin, Leon und all die anderen kleinen Leute aus der 4c schlugen in die gleich Bresche und machten deutlich, wie sehr sie das Schicksal des Gleichaltrigen und dessen Familie beschäftigt.

Kinder sind sich einig: "Abschiebung ist doof"

Sie meinten, dass die Abschiebung "total doof" sei, redeten von einer "großen Ungerechtigkeit" und stellten im Tenor fest: "Wir sind sehr, sehr traurig ... "

Auch Larissa, Luisa und all die anderen Kinder aus der 4c erklärten, dass sie sich weiter für den Verbleib ihres Freundes engagieren wollen. Gemeinsam mit den Elternvertreterinnen nahm auch Klassenlehrerin Stefanie Lappe das beispielhafte Engagement der Kinder zur Kenntnis. Sie sagte dazu allerdings, dass sie selbst nichts weiter tun könne und sie dies wegen der Bestimmungen auch gar nicht dürfe.

Bei der Gesprächsrunde der Schüler der Klasse 4c mit der Redaktion dieser Zeitung war zu erfahren, dass sich die betroffene Geseker Familie - sie fühlt sich durch erfolgreiche Integration- und Vereinsarbeit inzwischen schon als eine solche - mittlerweile alle rechtlichen Wege eingeleitet hat, um die drohende Ausweisung aus Deutschland doch noch verhindern zu können.

Eines dürfte Mergim, seinen drei Geschwistern und Eltern in jedem Falle sicher sein: "Die komplette 4c der Adenauer-Schule hofft mit ihr auf ein gutes Ende." Denn - wie sagte noch der kleine Martin gemeinsam mit Darline: "Wir gehören zusammen. So soll es bleiben."

04./05.06.2005
Redaktion@DerPatriot.de

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