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Neue Westfälische , 03.06.2005 :

(Bünde) Familien in Sammelunterkünften nicht in einen Raum zwängen / Bereisung der Obdachlosenheime hinterließ beim Fachausschuss schlechten Eindruck / Antrag der Grünen unterstützt

Von Dieter Schnase

Bünde. Bei einer Bereisung zu den Sammelunterkünften für Asylbewerber in der Stadt Bünde stach Mitgliedern des Ausschusses für Familie und Soziales im April ein gravierender Mangel ins Auge: "Obwohl die Belegungsquote der Unterkünfte bei nur 60 % liegt, sind Familien mit bis zu fünf Personen, darunter Kleinkinder, in nur einem Raum untergebracht." So heißt es in einem Antrag der Grünen, der am Mittwochabend in besagtem Ausschuss beraten wurde.

"Angesichts der drückenden Enge ohne Rückzugsmöglichkeiten sind hier Konflikte vorprogrammiert", erläuterte Wilfried Kura den Antrag seiner Fraktion. Kinder könnten nicht in Ruhe ihre Hausaufgaben erledigen und dies ohne Not. Im Ausschuss stieß er damit offene Türen ein. Einen ähnlichen Eindruck hatten auch andere Teilnehmer der Bereisung. Gleichwohl erwähnte Kura, dass beim Besuch der Unterkünfte zum Beispiel in puncto Sauberkeit auch positive Dinge zu sehen gewesen seien.

Die Forderung der Grünen, Familien in Sammelunterkünften - im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten - mindestens zwei Räume zur Verfügung zu stellen, wurde von der breiten Mehrheit unterstützt. "An manchen Stellen herrschen unerträgliche Zustände", pflichtete Sigrid Greenall (SPD) den Grünen bei. Allerdings wurde der Antrag nicht pauschal beschlossen, vielmehr sollen dabei Richtinien der Verwaltung berücksichtigt werden. Darin geht es u.a. um die Beachtung der jeweiligen religiösen Zugehörigkeit der Bewohner einer Unterkunft, die erhebliches Konfliktpotenzial beinhalten können. Weiter sollen einzelreisende Obdachlose nicht mit Familien in einer Unterkunft untergebracht werden.

Für Asylbewerber will die Stadt nach Auskunft von Frauke Ley, Bereichsleiterin Recht, Ordnung und Soziales, außerdem keine privaten Wohnungen für Asylbewerber anmieten, sondern den vorhandenen Platz nutzen. In der Unterkunft Mühlenbachstraße 21 sollen keine Familien untergebracht werden, so eine weitere Maßgabe.

Kinder werden hier sofort abgestempelt

Diese weitete der von Heinrich Möntmann (SPD) geleitete Ausschuss noch um die Obdachlosenunterkunft am Habighorster Weg aus, die sich bei der Bereisung ebenfalls als "Stein des Anstoßes" erwies. Die Adresse habe in Bünde einen bitteren Beigeschmack.

"Kinder, die dort leben müssen, werden doch sofort abgestempelt", brachte es Magdalena Monka (SPD) auf den Punkt. Auch Yasar Gören (UWG) wollte nicht einsehen, warum hier Familien untergebracht werden sollen. Wilfried Kura hält die Unterkunft gar für eine "menschliche Endlagerstätte".

Ernst Tilly (FDP) unterstützte ebenfalls die Forderung, am Habighorster Weg keine Familien einzuquartieren, sofern die Verwaltung keine Einwände habe. Grundsätzliche Einwände meldete Frauke Ley aus Sicht der Verwaltung nicht an. Den Antrag der Grünen hielt sie indes nicht für so dringlich, da seitens der Kommunalbetriebe Bünde (KBB), Eigentümerin der Unterkünfte, noch kein konkretes Konzept etwa für bauliche Maßnahmen am Habighorster Weg vorliege. Die in einem Raum untergebrachte Familie, die dem Ausschuss aufgefallen war, sei inzwischen umgezogen, informierte sie die Fraktionen. Auf Nachfrage von Michael Meise-Reckefuß (CDU) bestätigte sie, dass eine Ausweitung auf zwei Räume im wesentlichen lediglich erhöhte Heizkosten zur Folge habe.

Was die Belegungsquote von 60 % angeht, bezieht sich diese nach Auskunft der Verwaltung auf das insgesamt zur Verfügung stehende Raumangebot, also auf Asylbewerber-, Aussiedler- und Obdachlosenunterkünfte. Da diese Bereiche nicht planbar seien, sei die Stadt verpflichtet, ausreichend Unterkunftsraum vorzuhalten. Die Quote im Obdachlosenbereich habe in den letzten Monaten wegen verstärkter Wohnungsbeschaffungen in Eigenhilfe bzw. mit Hilfe von Betreuern erheblich gesenkt werden können. Deshalb hätten in den letzten Wochen mehreren Familien eine größere Unterkunft zur Verfügung gestellt werden können.

Kritisch sieht der Ausschuss auch den Zustand der Unterkunft am Westerkampweg. Heinrich Möntmann hatte noch von der Bereisung in Erinnerung, dass ein Abriss womöglich billiger sei als eine Sanierung. Auch hier gibt es noch keine fertigen Konzepte. Ein Raum soll stark von Schimmel befallen sein.Wo derart dringender Handlungsbedarf bestehe, werde umgehend etwas unternommenen, so Frauke Ley.


lok-red.buende@neue-westfaelische.de

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