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Lippische Landes-Zeitung ,
02.06.2005 :
(Detmold) Positive Bilanz nach 14 Vorträgen / Abschluss des 5. Stadtgeschichtlichen Projektes
Detmold. Mit einem Vortrag von Professor Lothar Albertin ist nach 14 Vorträgen im Rathaus am Markt, im Staatsarchiv, im Gemeindehaus der Erlöserkirche und in der Industrie- und Handelskammer das jüngste und fünfte Stadtgeschichtliche Projekt zu Ende gegangen. Albertin, der an der Universität Bielefeld Geschichtswissenschaften und Philosophie lehrte, hat vier der Projekte durch eigene Vorträge selbst und mit kritischen Diskussionsbeiträgen begleitet.
Sein Schlussvortrag mit dem Titel "Die Chancen der Republik und ihre Zerstörung" habe noch einmal die Struktur des Projektes und die Erträge der einzelnen Vorträge über die Geschichte in Detmold von 1914 bis 1933 beleuchtet, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Reihe begann im Oktober 2004 mit der Eröffnung der viel beachteten Fotoausstellung "Eine Stadt im Bild: Leben in Detmold 1914 bis 1933". Dazu wurde eine Broschüre erstellt, die Aufsätze zur Alltagsgeschichte und über Fotografien als historische Quellen enthält. Der Einführungsvortrag des aus Lippe stammenden Historikers und Politikwissenschaftlers Peter Steinbach (Universität Karlsruhe, Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin) war bereits ein erster Höhepunkt der Reihe. Steinbach gab den roten Faden des Gesamtprojektes vor, der in vielen Beiträgen und abschließend von Professor Albertin wieder aufgegriffen wurde. Dazu gehörte der Begriff der "sozialen Nähe der handelnden Personen zum Volk", der sich für die Analyse der Lokal- und Regionalgeschichte als fruchtbar erwies.
Albertin bilanzierte vor rund 40 Zuhörern im Sitzungssaal des Rathauses die Entwicklungen nach dem Ersten Weltkrieg in Lippe, die sich in der Sozial - und Wirtschaftsgeschichte, in der Frauenbewegung oder den verschiedenen politische Strömungen widerspiegelte: "Die Weimarer Republik hatte eine konstitutive Gestaltungskraft, verantwortungsbewusste Gestaltungsfähigkeit und moralische Kraft. Doch es waren die riskanten Schwächen, die ihre Befürworter nicht genügend wahrgenommen und behoben haben", so Albertin zu den Leistungen und Schwächen der Republik. Die Belastungsfähigkeit des jungen Rechtsstaates und die Urteilsfähigkeit des Wählers hätten dem aufkommenden Nationalsozialismus und seinen ersten Wahlerfolgen nicht standgehalten. "So nahm die historisch unvergleichliche 'deutsche Katastrophe' ihren Lauf."
Auch das 5. Stadtgeschichtliche Projekt soll durch ein Buch abgerundet werden, das die Vorträge dokumentiert und in Aufsätzen weitere Aspekte der Weimarer Zeit in Detmold bietet. Bürgermeister Heller dankte allen Beteiligten, allen voran Stadtarchivar Dr. Andreas Ruppert und Dr. Hermann Niebuhr vom Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein Lippe.
Damit ist ein Kreis geschlossen, der in fünf Projekten einzelne Epochen der Detmolder Geschichte beleuchtete: Vormärz (19. Jahrhundert), Detmold um 1900, Detmold in der Weimarer Zeit, Nationalsozialismus in Detmold und Detmold in der Nachkriegszeit. Es bestehen Überlegungen, mit einem Symposium zur Kommunalreform und der Entstehung der modernen Stadt Detmold mit ihren Ortsteilen zum 1. Januar 1970 einen Schlusspunkt zu setzen.
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