Löhner Nachrichten / Neue Westfälische ,
30.05.2005 :
Banner gegen Castor / Greenpeace protestierte auf Autobahnbrücke: Kein Atommülltransport auf A 30
Von Ulf Hanke
Löhne. Um kurz nach 11 Uhr ist der letzte Knoten festgezurrt. Die gelben Banner halten, sie flattern nicht mal im Wind. Am Samstagvormittag entrollte Greenpeace über der A 30 einen schriftlichen Protest gegen die geplanten Atommülltransporte auf der Autobahn durch Bad Oeynhausen und Löhne.
Heute soll der Castor rollen. Eine der zwei für diesen Montag vorgesehenen Routen führt nach Angaben von Karl Tödtmann, Sprecher der Löhner Greenpeace-Gruppe, über die A 2 und über die A 30 durch Bad Oeynhausen und Löhne.
Der Castor kommt aus Rossendorf bei Dresden und soll ins Zwischenlager Ahaus führen. Insgesamt sind drei Ladungen mit radioaktiven Brennelementen vorgesehen.
In ganz Nordrhein-Westfalen hat Greenpeace aus diesem Anlass am Samstag Aktionen durchgeführt. Sechs Greenpeace-Aktive sind dazu auf die Autobahnbrücke im Mahner Feld auf der Straße "Im Wiesengrunde" zusammen gekommen. Zeitgleich laufen Aktionen in Münster, Osnabrück, Essen, Dortmund und Braunschweig.
Die sechs, die jüngste ist 20, der älteste 56 Jahre alt, entrollen ein gelbes Banner und knoten es an das Geländer. "Wir achten sehr darauf, dass die Knoten gut sind", sagt Marc Requardt. Der Bielefelder ist wie vier weitere für die Aktion nach Löhne gereist. Aus eigener Kraft hätte die Löhner Gruppe die Aktion nicht geschafft. Greenpeace Löhne hat nur vier aktive Mitglieder. "Wir können immer noch jemanden gebrauchen", sagt Karl Tödtmann. Das Banner ist fest und jetzt guckt ein Kletterlehrer aus Bielefeld nach den Knoten. "Wir wollen ja nicht, dass es auf die Autobahn fällt", sagt Claudia Detering. Sicherheit steht an erster Stelle.
Von unten hupen einige Autofahrer. Was das bedeutet? "Keine Ahnung", sagt Karl Tödtmann. "Vielleicht Zustimmung, vielleicht Ablehnung." Für den 56-jährigen Löhner ist es die erste Greenpeace-Aktion, an der er teilnimmt, dabei ist er seit 24 Jahren Mitglied bei der Umweltschutzorganisation.
Die Atommülltransporte von Rossendorf nach Ahaus vergleicht er mit dem Fliegen: "Sie starten doch auch nicht mit einem Flugzeug, für das es keine Landebahn gibt." Die Transporte über die Straße nach Ahaus seien gefährlich.
Das finden auch die anderen fünf und darum sind sie nach Löhne gekommen. "Es bringt nichts, sich davor zu schmeißen", sagt Marc Requardt. Claudia Detering sieht das anders. "Wenn wir die Straße dicht machen und den Castor stoppen, muss er umdrehen." Das Zwischenlager Ahaus sei baugleich mit dem jetzigen Lager Rossendorf. In Sachsen seien die Sicherheitsvorkehrungen sogar noch schärfer, weil dort im ehemaligen Kernforschungszentrum der DDR auch Plutoniumreste aufbewahrt werden würden.
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