AG Analyse und Kritik ,
28.05.2005 :
Vortrag und Diskussion mit Dr. Peter Decker (Redaktion Gegenstandpunkt) / Mittwoch, 1. Juni 2005, 19.00 Uhr, Hörsaal 15, Universität Bielefeld / Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer! – Was denn sonst? So funktioniert Kapitalismus!
Endlich darf man es wieder sagen. Kritikloses Akzeptieren des Systems und
seiner Sachzwänge war gestern; heute – Münte sei Dank - ist
Kapitalismuskritik; und eine überaus populäre dazu: 74 Prozent der Deutschen sind
mit dem SPD-Chef der Meinung, dass die Macht des Kapitals zu groß und das
Verantwortungsbewusstsein der Kapitalisten zu klein ist. Höchste Zeit, dass wir uns anhängen. Wir machen seit Jahren Kapitalismuskritik – und kein Schwein hört zu. Irgend etwas machen wir falsch: Längst hätten wir vor Heuschrecken warnen sollen, die über gute deutsche Kapitalgesellschaften herfallen; hätten überhöhte Managergehälter anprangern sollen, die unfein gestiegen sind im Vergleich zu den Löhnen, die sinken müssen. Längst hätten wir ein anständiges Ethos der Unternehmer einklagen sollen - dann wäre die antikapitalistische Bewegung in einem besseren Zustand und die Übel der freien Marktwirtschaft wären längst abgeschafft.
Vermutlich. Aber uns fällt so etwas Zündendes eben nicht ein, sondern immer nur unser alter Käse. Als der kürzlich erschienene Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung wieder einmal feststellte, dass Armut wie Reichtum zunehmen, haben wir einfach keine Pflichtverletzung der Unternehmer in dieser Entwicklung entdeckt und sind auch nicht auf die Idee gekommen, dass amerikanische Hedge-Fonds daran schuld sind. Stattdessen vertreten wir die langweilige Auffassung, wachsende Armut sei die notwendige Konsequenz des kapitalistischen Fortschritts. Armut sei nur die andere Seite wachsender Profite, des Reichtums eben, um den es im Lande geht.
Den Beweis für diese nicht gerade taufrische Erkenntnis will schon wieder niemand mehr hören. An ihr hängt ja auch nichts – außer der Frage, ob wir die Kapitalisten an ihre Fürsorgepflicht für ihre Dienstkräfte ermahnen oder ob wir sie davonjagen müssen.
5 Millionen Arbeitslose in Deutschland sind die systemgemäße Konsequenz
hochproduktiver Arbeit.
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