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Paderborner Kreiszeitung / Neue Westfälische , 29.03.2005 :

Beten wie in Coventry / Wortgottesdienst zum Bomben-Gedenken

Paderborn (NW). Im Gedenken an die Bombardierung der Stadt vor 60 Jahren fand am Ostersonntag im Paderborner Dom ein ökumenischer Wortgottesdienst statt. Dompropst Dr. Wilhelm Hentze feierte ihn zusammen mit der Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Paderborn, Anke Schröder, die auch die Predigt hielt.

Zu den Mitwirkenden zählten außerdem Pfarrer Gunnar Grahl, Vorsitzender der Paderborner Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, Andrew Lloyd, katholischer Militärkaplan der britischen Streitkräfte sowie David Crees, anglikanischer Militärkaplan.

"Auch nach 60 Jahren erfüllt uns tiefe Trauer und Schmerz über die - menschlich gesprochen - sinnlosen Opfer des Angriffs, über das Leid der Menschen damals, über die Zerstörung unserer geliebten, Jahrhunderte alten Heimatstadt und ihrer Kirchen", sagte Dompropst Dr. Hentze zu Beginn des Gottesdienstes. Mit der Zerstörung des Doms sei das Herz des Erzbistums getroffen worden, und mit der Zerstörung der Abdinghofkirche die Mitte der evangelischen Gemeinde Paderborns.

Die Erinnerung an die Heimsuchungen des Krieges sei zugleich eine Mahnung für die heutige Generation, dankbar für den Frieden zu sein und ihn als tägliche Aufgabe im Alltag ernst zu nehmen. Dank gelte auch den Nachbarvölkern für die Versöhnung und das friedliche Miteinander im vereinten Europa.

Ausgangspunkt weltweiter Versöhnungsbewegung

Alle Gottesdienstbesucher waren dann eingeladen, gemeinsam eine Versöhnungslitanei zu sprechen, die jeden Mittag in der Ruine der Kathedrale von Coventry gebetet wird. Die englische Stadt war 1940 von einem deutschen Bombenangriff fast vollständig zerstört worden. Nach dem Krieg wurde sie dann zum Ausgangspunkt einer weltweiten Bewegung für Versöhnung.

Dass aus der schmerzvollen Erinnerung die sorgsame Gestaltung der Zukunft wachse, betonte Superintendentin Anke Schröder in ihrer Predigt. Die Bilder von der Zerstörung der Stadt blieben Dokumente der Angst und des Todes. "Im Laufe von sechs Jahrzehnten sind aus ihnen aber viele neue Geschichten gewachsen, Auferstehungsgeschichten. Diese Stadt ist wiederaufgebaut worden."

Anke Schröder verwies auf die Osterbotschaft, die den Menschen Kraft gebe, nicht nur zurückzuschauen, sondern weiterzugehen. "Wir werden nicht festgenagelt auf das, was war. Wir werden befreit zu neuem Leben."

Um 17.30 Uhr, der Stunde der Bombenangriffe, lautete die Totenglocke des Doms. Schweigend gedachten die Besucher des Gottesdienstes der Opfer, die der Krieg vor 60 Jahren gefordert hatte.


lok-red.paderborn@neue-westfaelische.de

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