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Lippische Landes-Zeitung , 21.05.2005 :

Lietuviu-vokieciu leben und verstehen / Junge Frauen lernen bei der Volkshochschule die deutsche Sprache

Lemgo (ax). Das umfangreiche deutsch-litauische Wörterbuch von Juozas Algirdas Krizinauskas darf getrost als Standardwerk bezeichnet werden. Jurga Krukauskaite wird es wohl nutzen. Die Lemgoerin ist eine von zig Migranten, die auf Wunsch des Staates die deutsche Sprache lernen. Ein Gesetz zur Integration von Ausländern sieht das vor.

Die deutsche Sprache lässt sich am besten in der Schule lernen. Für Erwachsene aus dem Ausland kommt das natürlich nicht mehr in Frage. Bildungsträger aller Art bieten Deutschkurse an, in Lemgo kümmert sich in erster Linie die Volkshochschule um die Vermittlung der Sprachkenntnisse. Menschen aus anderen Ländern, die in Deutschland staatliche Leistungen wie Bafög oder Sozialhilfe in Anspruch nehmen wollen, müssen künftig den "Willen zur Integration erkennen lassen". Das heißt, sie sollen die deutsche Sprache lernen.

Derzeit sitzen mehrere Dutzend ausländische Mitbürger morgens oder nachmittags in der Remise des Abteigartens, um ihre Sprachkenntnisse zu vertiefen. Vor ihnen steht Marita Zajewski aus Dörentrup. Die ausgebildete Lehrerin hat keine Festanstellung in einer Schule, nutzt ihre Fähigkeiten aber als Honorarkraft, um für die Volkshochschule zu arbeiten. Sie unterrichtet derzeit die Migranten, vorzugsweise Frauen aus Kolumbien, dem Baltikum, Russland, Thailand, Spanien, Polen, der Türkei oder Afghanistan. Zwei Männer sind auch in ihrem Kursus, zahlenmäßig indes deutlich in der Minderheit. Zajewski dazu: "Die Frauen fangen mit dem Erlernen der deutschen Sprache zwar oft erst an, wenn die Kinder in der Schule sind, wenn also Zeit da ist. Dafür sind sie dann intensiver dabei."

Bis zu 600 Stunden Unterricht müssen die Teilnehmerinnen solcher Kurse nachweisen, bevor sie in die Abschlussprüfung gehen. In Module unterteilt, lernen die Frauen und Männer je nach Begabung. Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene werden unterschieden bei der Einteilung der Gruppen. Bezahlt wird die Fortbildung teilweise vom Staat, teilweise von den Teilnehmern selbst, je nach Einkommensverhältnissen. Am Ende steht eine schriftliche Prüfung, in der beispielsweise ein Brief in Deutsch geschrieben werden muss - und eine mündliche Prüfung, in der Gespräche mit einer Jury oder untereinander bewertet werden - es geht dabei um den Wortschatz und die Grammatik.

Marita Zajewski setzt im Unterricht speziell entwickelte Schulbücher ein, die auch thematisch auf das Bildungsniveau von Erwachsenen eingehen. "Wir sprechen in einer Diskussionsrunde auch mal über Fragen von Konsum und Verbraucherschutz, die Themen werden dann mit sprachlichen Komponenten gemixt", erklärt Zajewski. Ihre bunt zusammengewürfelte Gruppe vieler Nationalitäten jedenfalls ist engagiert bei der Sache. Und wenn sie mal nicht weiter wissen, schlagen sie ihr eigenes Wörterbuch auf: Deutsch-Spanisch, Deutsch-Türkisch oder Deutsch-Litauisch.

21./22.05.2005
lemgo@lz-online.de

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