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Lippische Landes-Zeitung , 21.05.2005 :

Sieg für Deutschland? / Zur "Befreiung" und "8. Mai"

Allmählich verzieht sich der Befreiungsdunst und der Alltag hat uns (fast) wieder. Die Parole "Befreiung" könnte allerdings auch so interpretiert werden, als diese Metapher es zulässt, dass die "befreiten Deutschen" vorrangig als Opfer gesehen werden könnten, die von einem bösen Diktator überwältigt und gefangen gehalten worden waren, obwohl Hitler, wie wir wissen, legal an die Macht gekommen ist. Man sieht, die Sache mit der "Befreiung" ist äußerst zweischneidig.

2004 erklärte Bundeskanzler Schröder in einem Beitrag für "Bild": Der Sieg der Alliierten war kein Sieg über die Deutschen, sondern ein Sieg für Deutschland. Was mag da in einem deutschen Soldaten des II. Weltkrieges vorgehen, der heute Schröder hört. War der Tod seiner Kameraden ein Sieg für Deutschland Von "Befreiung" kann auch beim besten Willen nicht gesprochen werden, wenn man das Wüten der Sowjets, Polen und Tschechen nach dem 8. Mai 1945 in Ostdeutschland, Böhmen und in der Sowjetischen Besatzungszone berücksichtigt. Dass ein Krieg zur Befreiung der Bevölkerung eines gegnerischen Landes geführt wird, ist ein historisch äußerst seltener Fall. Aber unsere politisch Verantwortlichen können sich einbilden was sie wollen: Die Befreiung der Deutschen war nun einmal nicht das Kriegsziel der Alliierten, obwohl dies 1985 der erste Bürger unseres Staates lauthals verkündete.

Friedrich Foht
Heckenrosenweg 3
Blomberg

21./22.05.2005
detmold@lz-online.de

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