Bielefelder Tageblatt (BW) / Neue Westfälische ,
20.05.2005 :
Bilder als Erinnerung / "Emotionen 3" im Stadtwerke-Hochhaus eröffnet
Mitte (jen). "Sie kamen mit einem bangen Gefühl im Bauch," sagt Petra Krasa. Die Rede ist von 24 Frauen und Männer aus der früheren Sowjetunion, die im Zweiten Weltkrieg zur Zwangsarbeit nach Bielefeld verschleppt worden waren. Sie kamen im September vergangenen Jahres noch einmal nach Bielefeld. "Emotionen 3" ist die letzte von drei dokumentarischen Foto-Ausstellungen und wurde jetzt im Stadtwerke-Hochhaus eröffnet.
Die Fotografin Cornelia Bock begleitete die Gäste aus der ehemaligen Sowjetunion von der Ankunft am Flughafen bis zum Abflug. Ihre Kamera in der Hand, versuchte sie den Aufenthalt so gut und gefühlvoll wie möglich festzuhalten. "Es ist wichtig, ein Teil des Geschehen zu sein, und nicht als störend wahrgenommen zu werden", sagt Bock. "Ich glaube, das ist mir gelungen."
Mit ihrer Kamera verfolgte sie, wie die Besucher aus der Ukraine, Lettland, Russland und Weißrussland die Ruhe im Botanischen Garten genossen oder aber frühere Freunde wiedertrafen. "In solch` gefühlvollen Momenten muss man ganz nah an den Menschen dran sein, ohne voyeuristisch zu sein."
Diese Bilder, Momentaufnahmen zwischen Besuchen und offiziellen Empfängen, vermitteln Bielefeldern einen Eindruck vom Besuch der ehemaligen Zwangsarbeiter. Für die Gäste selbst sind diese Aufnahmen eine Reise in die Vergangenheit.
Eine Besucherin schrieb der Organisatorin Krasa, sie sei vom Buch zum Besuch begeistert: Bis 3 Uhr morgens las sie die Zeilen in russischer Sprache und sah sich die Fotos an. "Zweimal habe ich mich unter die Dusche gestellt, damit ich nicht einschlafe", schreibt sie. Auch der Gesandte der Botschaft der Ukraine in Deutschland Mykola Baltazhy war beeindruckt. Er trug mit seinem Vortrag "Deutsch-Ukrainische Beziehungen im Wandel der Zeit" zur Eröffnung bei.
Die 120-seitige Dokumentation des Besuchs, die Krasa angefertigt hat, zeigt Fotos der drei Ausstellungen. Der Text ist in deutsch und russisch geschrieben. Das Buch ist für 15 Euro im Stadtarchiv zu erwerben. Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni zusehen.
lok-red.bielefeld@neue-westfaelische.de
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