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AStA der FH Münster, Referat für Ökologie und Verkehr , 20.05.2005 :

Veranstaltung: "Zur gesundheitlichen Situation von Flüchtlingen" / Dienstag, 24. Mai 2005 um 18.30 Uhr in der Weltbühne der ev. Studierendengemeinde Münster, Breul 43

Liebe Leute!

Leider etwas kurzfristig möchten wir euch zur Veranstaltung "Zur gesundheitlichen Situation von Flüchtlingen" am Dienstag, den 24.05. in der ESG in Münster einladen.

Nördlich von Osnabrück, in Bramsche-Hesepe befindet sich die Landesaufnahmestelle Niedersachsen für Flüchtlinge. Menschen, die nach Ansicht des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (BAFl) "keine Perspektive für einen dauerhaften Aufenthalt haben" und nicht auf die Kommunen aufgeteilt wurden, sind aus der Zentralen Aufnahmestelle Oldenburg oder Braunschweig hierhin umverteilt worden. In den letzten Monaten wurde das Lager von 200 auf 500 Plätze für Asylsuchende ausgebaut.

Auf dem ehemaligen Militärgelände werden die Flüchtlinge von der übrigen Außenwelt abgeschottet. Neben einem geringen Taschengeld werden die Menschen in Form von Sachleistungen "versorgt". Eine zentralisierte Essensausgabe führt neben den fluchtspezifischen Belastungen zu komplexen gastroenterologischen Störungen und Erkrankungen mit massiven Beschwerden. Eine Fortführung traditionell, kulturell, religiös und gewohnheitsorientierter Nahrungszubereitung und –aufnahme ist nicht möglich, da kaum die Möglichkeit besteht, Nahrung selbst zu wählen und zu zubereiten. Stattdessen wird das Essen zusätzlich noch rationiert.

Die MitarbeiterInnen des Lagers weisen auf "allgemein übliche Krankheiten"/"Bagatellkrankheiten" hin, und schenken den Beschwerdeäußerungen oft nicht die notwendige Beachtung.

Die schlechte Verpflegungs- und Versorgungssituation in dem Lager ist im Rahmen der bundesdeutschen Flüchtlingspolitik durchaus als politisch gewollter Zustand zu bezeichnen. Psychischer Druck, die oft als moralische Folter empfundene, zentralisierte Unterbringung mit beschränkten Handlungsmöglichkeiten, häufige Vorladungen und Verhöre, die schlechte Versorgung mit dem Lageressen und dem geringen Taschengeld, erleichtert den Flüchtlingen vielleicht die Zustimmung zur freiwilligen Ausreise in das Land, in dem womöglich das Gefängnis, Folter oder der Tod auf sie wartet.

Dr. phil. Birgit Behrensen von der Universität Osnabrück dokumentierte 2004 die Forschungsergebnisse ihrer im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft "SPUK – Sprache und Kultur: Grundlagen für eine effektive Gesundheitsversorgung" durchgeführten "Analyse der gesundheitlichen Situation von Asylsuchenden in der Region Osnabrück". Hier beschrieb sie insbesondere die Situation der Asylsuchenden in der oben genannten Landesaufnahmestelle in Bramsche-Hesepe.

Ernährungsprävention, Gesundheitsaufklärung und –beratung, sowie eine erforderliche, gesundheitliche Versorgung, sind notwendige, vom Staat zu leistende Maßnahmen, die eine Gesundheitsversorgung nach § 4 des 1998 in Kraft getretenen Gesetzes über Öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG), gewährleisten sollen. Danach ist die "medizinisch-soziale Versorgung ( ... ) insbesondere, wenn Personen wegen ihres körperlichen, geistigen oder seelischen Zustandes oder aufgrund sozialer Umstände besonderer gesundheitlicher Fürsorge bedürfen" sicher zu stellen.

Insbesondere bei der Ernährung von Kleinkindern entstehen für Asylsuchende oftmals Probleme. Die in der Heimat bekannten und traditionell verwendeten Nahrungsmittel stehen häufig nicht zur Verfügung, die in deutscher Sprache beschrifteten Verpackungen werden oft nicht verstanden. Des weiteren wird diesen Menschen nicht die Möglichkeit gegeben, Lebensmittel ihrer Wahl zu kaufen, da ihnen nur ein Taschengeld bar ausgezahlt wird. Denn neben Wertmarken und Lebensmittelgutscheinen werden die Bezüge überwiegend in Form von Sachleistungen vergeben. Lebensmittelgutscheine können nur in bestimmten Supermärkten eingelöst werden; ein Restgeld wird selten ausgezahlt.

Der Ernährungswissenschaftler Karim Mashkoori vom Gesundheitsamt der Stadt Münster und Prof. Dr. Joachim Gardemann (Arzt für Kinderheilkunde) von der Fachhochschule Münster kümmern sich seit Jahren um Flüchtlinge in und um Münster. Durch ihren langjährigen Arbeit in der Ernährungsaufklärung und Gesundheitsüberwachung lässt sich ein deutlicher Rückgang der Erkrankungen bei Kleinkindern verzeichnen. Sie beschrieben die Notwendigkeit einer gesicherten Gesundheitsaufklärung, und -versorgung der Asylsuchenden, und dokumentierten erstmalig die Gesundheitssituation der Flüchtlingskinder in Münster.

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Zur Förderung der kritischen Vernunft" des AStAs der Fachhochschule Münster hat das Referat für Ökologie und Verkehr, Dr. phil. Birgit Behrensen, Karim Mashkoori und Prof. Joachim Gardemann eingeladen, von ihren Erfahrungen und über die aktuelle gesundheitliche Situation von Flüchtlingen zu berichten.


asta.oeko@fh-muenster.de

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