Löhner Nachrichten / Neue Westfälische ,
18.05.2005 :
Mutterehre mit Messer verteidigt / Asylbewerber zu 21 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt
Löhne (ar). Die Ehre seiner Mutter ist ihm heilig. Eine obszöne Bemerkung über die Verstorbene war der Grund, warum ein 29-jähriger Armenier im Löhner Asylbewerberheim seinem Zimmergenossen ein Messer in die Brust stieß. Das Amtsgericht Bad Oeynhausen verurteilte den Angeklagten gestern zu einem Jahr und neun Monaten Haft ohne Bewährung.
Der Verlauf der Verhandlung ließ eine schnelle Verurteilung nicht vermuten. Sechs Zeugen waren vorgeladen. Zwei hatte die Richterin unbefragt entlassen. Zwei weitere, die die deutsche Sprache nicht beherrschen, konnten sich nicht mitteilen, da es keine Dolmetscher gab. Die hatte das Gericht zuvor für nicht notwendig erachtet. So blieb der Verlauf der Tat vom November vergangenen Jahres weitgehend ein Rätsel.
Auch die Aussagen der letzten beiden Zeugen waren wenig hilfreich. Ihre Angaben widersprachen denen, die sie vor einem halben Jahr bei der Polizei gemacht hatten. Damals hatten beide ausgesagt, der Angeklagte habe versucht, einen Doktor zu rufen. Vor Gericht konnte sich daran niemand erinnern. So blieb ungeklärt, ob der armenische Asylbewerber dem Opfer tatsächlich helfen oder das Geschehen vertuschen wollte. "Für die zweite Version spricht, dass der Angeklagte seine Tat sechs Monate lang nicht zugegeben hat", so der Staatsanwalt. Er habe das Blut eilig weggewischt und das Messer entsorgt.
Fakt sei aber auch, so der Verteidiger, dass der Angeklagte nach dem Messerstich den Tatort nicht verlassen habe, sondern beim verletzten Zimmergenossen geblieben war. Mildernd sei zudem zu bewerten, dass er bereits sechs Monate in Untersuchungshaft verbracht habe.
Für die Richterin war die Brutalität der Tat und der nichtige Anlass ausschlaggebend. Der Angeklagte hatte dem Opfer die Klinge acht Zentimeter tief in die linke Brust gerammt. "Der Stich wäre einen Millimeter weiter links tödlich gewesen", sagte der Gerichtsmediziner.
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