Die Glocke ,
14.05.2005 :
Gestern Abend in Aula des Berufskollegs / Lesung mit Uri Avnery beeindruckendes Erlebnis
Von Alfred Mense
Beckum (gl). Zu einem bewegenden Erlebnis wurde gestern Abend für mehr als 350 Zuhörer die Autorenlesung mit Uri Avnery in der Aula das Berufskollegs. Zehn Jahre nach dem letzten Besuch in seiner Geburtsstadt Beckum stellte der prominente israelische Friedensaktivist sein in deutscher Sprache neu herausgegebenes Buch "In den Feldern der Philister" vor.
In dem Buch, das 1949 und 1950 in zwei Teilen veröffentlicht worden war, beschreibt der 1923 als Helmut Ostermann in Beckum geborene Uri Avnery auch seine ganz persönliche Entwicklung und Wandlung: Vom jungen Soldaten, der als Mitglied der Einheit "Samsons Füchse" durchaus begeistert am israelischen Unabhängigkeitskrieg teilnimmt, zum "Staatsfeind Nr. 1", der die Schrecken und das Unrecht des Konflikts schonungslos beschreibt (siehe Rezension auf der Seite Zeitgeschehen).
Die gestrige Veranstaltung in der Aula des Berufskollegs war weit mehr als eine Autorenlesung. Es war auch ein Abend, an dem Bürgermeister Dr. Karl-Uwe Strothmann zwei Persönlichkeiten würdigte, deren Lebensweg auf ganz unterschiedliche Weise von der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs geprägt wurde. Denn Gast bei der Lesung mit Uri Avnery, der 1933 mit seinen Eltern nach Palästina emigrierte, war auch Beckums Ehrenbürger Rudolf Dunker. Als Kampfkommandant hatte Major Dunker Ende März 1945 entgegen klarer Befehle die mutige (und für ihn lebensgefährliche) Entscheidung getroffen, Beckum den herannahenden amerikanischen Truppen kampflos zu übergeben. Damit hatte er die Stadt vor großer Zerstörung und ihre Bürger vor großem Leid bewahrt. Im Rahmen der Gedenkveranstaltung "50 Jahre Kriegsende in Beckum" waren ihm dafür die Ehrenbürgerrechte verliehen worden. "Wie wichtig Ihnen dieses Wiedersehen mit Uri Avnery ist, zeigt sich an der Tatsache, dass Sie am heutigen Tag, ihrem 89. Geburtstag, hier in unserer Mitte sind", dankte Dr. Strothmann dem Ehrenbürger für sein Kommen.
14./15.05.2005
glocke-online@die-glocke.de
|