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Gütersloher Volkszeitung / Die Glocke , 09.05.2005 :

"War Requiem" im A 2-Forum / Beeindruckende Aufführung geht unter die Haut

Gütersloh/Rheda-Wiedenbrück (gl). Ergriffenes Schweigen herrscht am Samstagabend im A 2-Forum, als der schlichte A-capella-Satz "Requiescant in pace, amen", vom großen Chor pianissimo gesungen, nur unterbrochen von einem einzigen Glockenschlag, verklungen ist. Danach bricht minutenlanger, tosender Beifall los.

Die Zuhörer im vollbesetzten Saal des A 2-Forums hatten am Vorabend des Kriegsendes vor 60 Jahren eine denkwürdige Aufführung von Benjamin Brittens "War Requiem" erlebt. Mehr als 300 Mitwirkende waren unter der souveränen Gesamtleitung von Karl-Heinz Bloemeke in Koordination mit Rainer Johannes Homburg (Lemgo) und Sigmund Bothmann am Erfolg beteiligt. Möglich wurde die Realisierung dieses kühnen Projekts durch die Zusammenarbeit des Städtischen Musikvereins Gütersloh mit der Marienkantorei Lemgo, der Choralsingschule Gütersloh, der Singschule der Marienkantorei Lemgo, dem Kammerchor der Evangelisch-Reformierten Kirche Warschau als Gast und der Nordwestdeutschen Philharmonie. Bloemeke gelang mit den seit Monaten probenden und so bestens vorbereiteten Chören und Orchester eine unter die Haut gehende stimmige, intensive Interpretation. 1962 zur Einweihung der neu gebauten Kathedrale von Coventry uraufgeführt, die 20 Jahre zuvor von deutschen Bomben zerstört worden war, ist das Kriegs-Requiem ein großes Bekenntniswerk des Pazifisten Britten und eine der zentralen Chorkompositionen des 20. Jahrhunderts.

Die eindringliche Anklage von Krieg und Gewalt, die in dem Werk musikalisch-emotional formuliert wird, hat nichts von ihrer packenden, die Hörer anrührenden Aktualität verloren. Britten setzt der Partitur das Motto voran: "Alles, was ein Dichter heute tun kann,ist warnen." Es sind Worte des englischen Lyrikers Wilfred Owens, der mit 24 Jahren im ersten Weltkrieg fiel und bittere Worte der Auflehnung, Klage und Anklage fand. Dessen Gedichte hat Britten mit den lateinischen Texten der liturgischen Totenmesse in stilistischer Vielfalt kombiniert.


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