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Neue Westfälische , 07.05.2005 :

60 Jahre danach: Versöhnung über den Kriegsgräbern / Gütersloherin begleitet Bundeskanzler zu zentraler Gedenkfeier in Moskau

Bielefeld/Berlin/Gütersloh (hl). Mit Festen, Gottesdiensten und Paraden wird weltweit an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 60 Jahren erinnert. Mehr als 50 Staats- und Regierungschefs treffen sich an diesem Wochenende in Moskau zur zentralen Gedenkfeier.

In Berlin wird mit einem zweitägigen Fest an den 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung erinnert. Der geplante Aufmarsch der rechtsextremen NPD vorbei am Holocaust-Denkmal zum Brandenburger Tor wurde vom Bundesverfassungsgericht untersagt.

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ist bereits am Freitag auf Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Moskau geflogen. Zu seiner Begleitung gehören sieben Weltkriegsveteranen. Prominentester Sondergast ist der ehemalige Leutnant Ewald von Kleist. Er überlebte als Mitverschwörer des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 die Gestapo-Haft. Um auch den Blick in die Zukunft zu richten, wurden drei Jugendliche eingeladen, darunter die Gütersloherin Olga Bruschinsky. Als Sechsjährige war die Anglistikstudentin aus Kirgisien nach Deutschland gekommen. Sie engagiert sich heute bei der Pflege von Kriegsgräbern.

Höhepunkte der Gedenkveranstaltungen in Deutschland sind der vom Land Berlin veranstaltete "Tag der Demokratie" rund um das Brandenburger Tor und eine Rede von Bundespräsident Horst Köhler im Reichstag.

Das Bundesverfassungsgericht hat das von Berliner Oberverwaltungsrichtern verfügte Verbot eines NPD-Aufmarschs vorbei am Holocaust-Mahnmal zum Brandenburger bestätigt. Die Richter hatten ihre Entscheidung damit begründet, das Motto "60 Jahre Befreiungslüge - Schluss mit dem Schuldkult" enthalte eine grobe Verharmlosung des Nationalsozialismus und dessen Folgen für das europäische Judentum. Es beeinträchtige die Würde der Opfer, an die das Mahnmal erinnere. In München darf dagegen eine Neonazi-"Mahnwache" auf dem Marienplatz stattfinden. Das entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof unter Hinweis auf die Versammlungsfreiheit.

"Der 8. Mai ist ein Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Terror, mit dem in deutschem Namen ganz Europa überzogen wurde", sagte der Präses der Ev. Kirche von Westfalen, Alfred Buß, gegenüber dieser Zeitung. Er sei ein Datum, mit dem sich die Einsicht verbinde in Schuld und Versagen.

07./08.05.2005
redaktion@neue-westfaelische.de

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