Mindener Tageblatt ,
02.05.2005 :
1945: Trümmerberge in der Bäckerstraße / Fotoausstellung im Mindener Museum zeigt bis zum 22. Mai kaum vorstellbare Kriegsschäden
Minden (rkm). Nach sechs Jahrzehnten ist die Zeit um 1945 nur noch einer kleinen Gruppe Mindener Bürgern im Gedächtnis. Seltene Fotos aus einer Zeit, in der kaum fotografiert werden durfte, sind bis zum 22. Mai im Museum zu sehen.
Von Robert Kauffeld
Berichte und Erzählungen von Zeitzeugen können sich zusammen mit den mehr als hundert alten Fotos der Ausstellung im Mindener Museum zu einem Gesamtbild zusammenfügen, das - immer noch lückenhaft - Auskunft über eine Zeit gibt, deren Ereignisse jüngere Generationen kaum verstehen können.
Museumsleiter Martin Beutelspacher eröffnete die interessante Fotoausstellung und erläuterte, unter welchen Umständen es damals überhaupt möglich war, zu fotografieren, was Bomben und Granaten zerstört hatten. Vieles durfte bei Strafandrohung nicht fotografiert werden. Man hatte auch Wichtigeres zu tun, wollte zunächst einmal selbst überleben. Filme gab es kaum noch zu kaufen.
Zahlreiche Bilder der Ausstellung stammen von Horst Grätz, der auch lange Zeit nach dem Krieg noch die Drogerie an der Obermarktstraße betrieb. Er hatte als Einziger von der Schutzpolizei die Erlaubnis bekommen, die Zerstörungen im Bild festzuhalten. Und seine Fotos sind sachliche, dokumentarische Zeugnisse ohne Nazi-Größen und Hakenkreuzflaggen. "Horst Grätz hat das Bild vom Krieg in Minden bei den nachgeborenen Generationen nachhaltig geprägt", so Martin Beutelspacher. Andere Berufsfotografen, wie Hans Kastel, haben - ohne Genehmigung - nur wenige Bilder machen können. Aber es haben auch weitere Mindener ihre Fotos durchgesehen und konnten interessantes Material zur Verfügung stellen.
Die Ausstellung ist nach Stadtbereichen gegliedert. Alle Fotos sind beschrieben, und doch hat mancher Betrachter Schwierigkeiten, den dargestellten Ort genau zu lokalisieren. Da sieht man das brennende Rathaus und die Ruinen zwischen Scharn- und Hohnstraße, Trümmerberge in der Bäckerstraße, dann den von Bomben getroffenen Kanal und die Kistenfabrik Busch, in deren Bunker viele Menschen ertranken. Aber wo die vielen abgebildeten Ruinen ehemaliger Wohnhäuser standen, da müssen auch ältere Mindener manchmal lange nachdenken.
Martin Beutelspacher hatte gehofft, dass noch mehr unbekannte Fotos in Alben und Schachteln entdeckt und - leihweise - für die Ausstellung zur Verfügung gestellt worden wären. Alles, was die Kriegsfolgen in Minden um 1945 zeigt, sollte erhalten werden, auch wenn zugleich Personen abgebildet sind.
Zahlreiche Zuschauer werden in der bis einschließlich Sonntag, 22. Mai, geöffneten Ausstellung erwartet. Und vielleicht bringen einige von ihnen ja noch einige alte Fotos für die Ausstellung mit?
mt@mt-online.de
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