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Schaumburger Zeitung , 02.05.2005 :

Polizei löst am Rathaus eine Sitzblockade auf / Nach friedfertiger Antifa-Kundgebung kommt es zur Konfrontation / Ein Polizist leicht verletzt

Bückeburg (jp/thm). Nach einer friedlichen Kundgebung von Antifa und "Aktionsbündnis gegen Rassismus Schaumburg-OWL" am Vormittag ist es am frühen Nachmittag doch noch zur Konfrontation zwischen Polizei und Gegendemonstranten gekommen. Der Grund: Schüler hatten den Zugang von der Bahnhofstraße zum Marktplatz per Sitzblockade dicht gemacht, die Polizei räumte die Protestierer am Ende aus dem Weg.

Morgens um 10 Uhr hatte sich der Zug der überwiegend jungen Leute, die gegen die Neonazis demonstrieren wollten, in der Scharnhorststraße gesammelt, war von dort unüberhörbar über die Neue Straße und Braustraße zur Abschlusskundgebung an den Bückibrunnen gezogen. Dort beklagte ein Redner die ungenügende Aufarbeitung der Nazizeit in Deutschland. Gegen 12 Uhr war die Kundgebung hier abgeschlossen.

Kurz darauf - die gut 400 Köpfe zählende Menge löste sich gerade auf - zogen Polizisten mehrere Jugendliche recht rabiat aus der Masse, um deren Personalien festzustellen. Viele junge Leute machten sich nun auf den Weg zum Bahnhof, wo der Marsch der Rechten beginnen sollte. Die Polizei stellte sich zwischen beide Gruppen und musste mehrere Antifa-Aktive zurückdrängen. Die Rechtsradikalen selbst waren mit 50 Teilnehmern deutlich in der Unterzahl.

Als die Rechtsradikalen die Sparkasse in der Bahnhofstraße erreicht hatten, wurden sie dort bereits von den Gegendemonstranten erwartet. Die hatten sich - "Nazis raus"-Parolen skandierend - kurzerhand auf die Kreuzung zum Sablé-Platz gesetzt. Als sie dort nach dreimaliger Aufforderung, die Kreuzung zu räumen, immer noch saßen, griff die Polizei durch. 15 Minuten und einige Blessuren später - einige Gegendemonstranten und ein Polizist wurden bei dem Gerangel leicht verletzt - war die Kreuzung frei.

Das Aktionsbündnis freut sich in einer ersten Stellungnahme über die große Resonanz auf den Protestaufruf. Auf Unverständnis stößt das "brutale Durchgreifen" der Polizei beim Auflösen der Sitzblockade. Damit habe man nicht gerechnet, zumal bis zuletzt ein Zulauf zur Blockade zugelassen worden sei. Die Polizei bewertet das eigene Konzept hingegen als Erfolg: Das "konsequente Eingreifen" habe Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verhindert.

Bildunterschrift: Mit Macht drängen die Polizisten die Gegendemonstranten in Richtung Sablé-Platz ab. Wer sich nicht fügt und Widerstand leistet, wird in den Schwitzkasten genommen. Auch berittene Polizei sorgt dafür, dass Rechte und Gegendemonstranten sich nicht zu nahe kommen


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