Neue Westfälische - Gütersloher Zeitung ,
08.04.2020 :
Was erregte die Aufmerksamkeit?
Der Heimatverein Wiedenbrück ist den Hintergründen eines historischen Fotos auf der Spur und sucht Zeitzeugen einer Karfreitags-Prozession
Rheda-Wiedenbrück (eph). Das schwarz-weiße Bild zeigt eine Szene der Wiedenbrücker Kreuztracht. Vor dem damaligen Geschäftshaus Runde geht die Karfreitags-Prozession auf die Lange Straße. Vorne sind vier Messdiener.
Es ist ein Bild, wie es wohl viele in Archiven oder Fotoalben gibt. Und doch ist etwas anders. Es fällt auf, dass die Gesichtsausdrücke der jungen Messdiener nicht zur feierlichen Atmosphäre passen wollen. Ihre Gesichtern zeigen Erstaunen, Schrecken, Angst. "Was erregt in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit?", fragt der Heimatverein Wiedenbrück Reckenberg.
Das Foto und eine weitere ähnliche Aufnahme stammen auf dem Archiv der Familie Kirschner. "Die Messdiener waren damals etwa zehn Jahre alt. Leben sie noch, müssten sie heute etwa 90 Jahre alt sein", sagt Andreas Kirschner, Vorstandsmitglied. Er datiert das Foto auf 1938 bis 1942. Aufgenommen hat es sehr wahrscheinlich sein Vater Ewald Kirschner, ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf, der später eine Drogerie mit Foto-Abteilung führte, erst am Klingelbrink, dann an der Kirchstraße ("Dom-Drogerie").
Sohn Andreas, ebenfalls begeisterter Amateurfotograf, sieht eine Erklärung für die Blicke der Messdiener im damaligen Hotel Fröhlich. "Es war die örtliche Zentrale der NSDAP. Gut möglich, dass es von dort Provokationen gegenüber den Teilnehmern der Karfreitags-Prozession gab."
Näheres erhofft sich der Heimatverein von Beteiligten. Erinnerte sich jemand an die Situation, solle er sich melden, Tel. (05242) 3785526, E-Mail: info@heimatverein-wiedenbrueck.de.
Bildunterschrift: Angst zeigt das Gesicht eines Messdieners. Reagiert er auf Provokationen von Nationalsozialisten?
_______________________________________________
www.heimatverein-wiedenbrueck.de
www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/p-r/1652-rheda-nordrhein-westfalen
|