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Mindener Tageblatt , 04.04.2020 :

Seebrücke fordert mehr Engagement

"Weitsichtige und sofortige Hilfe für Geflüchtete notwendig"

Minden (mt/hwa). Mit einer Aktion mitten in der Stadt wollte sich die Seebrücke an diesem Wochenende zurück ins Gedächtnis rufen - gerade auch wegen der Corona-Pandemie. Doch schließlich hat sich die Mindener Gruppe des bundesweiten Netzwerkes zur Rettung Geflüchteter entschieden, von der Idee Abstand zu nehmen. Von den Behörden hätte es ohnehin keine Genehmigung gegeben, obwohl die Seebrücke-Aktivisten die nötige Distanz untereinander gewahrt hätten. Gelbe Fußabdrücke sollten daran erinnern, die Menschen nicht in den Flüchtlingslagern zurückzulassen: Bei der Seebrücke steht die aktuelle Kampagne unter dem Motto "#LeaveNoOneBehind" - "lasst niemanden zurück".

Höcker: Ansteckungskette in einem Lager kaum zu unterbrechen

Statt der geplanten Aktion wendet sich Rüdiger Höcker im Namen der Seebrücke und des Welthauses mit einem Brief an die Öffentlichkeit und fordert "Seebrücken statt Grenzschließungen". Es sei nicht hinnehmbar, dass Menschen an Europas Grenzen mit der "Hoffnung auf ein Leben in Freiheit und Würde auf wenig Verständnis" träfen. Während die Staaten auf die Corona-Krise nach der Devise "Es kostet, was es kostet" reagierten, habe auch Deutschland die Aufnahme von Flüchtlingen ausgesetzt. "Doch gerade im Kampf gegen Corona wäre eine weitsichtige und sofortige Hilfe der Geflüchteten notwendig", schreibt Höcker. Dabei verweist er auf das Camp Moria aus der griechischen Insel Lesbos, das für 3.000 Menschen eingerichtet wurde, in dem aber 20.000 leben. "Bricht die Epidemie in einem solchen Lager aus, wird es fast unmöglich sein, die Ansteckungsketten zu unterbrechen."

Bildunterschrift: Seit dem vergangenen Jahr setzt sich die Seebrücke Minden für Flüchtlinge ein.


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Mindener Tageblatt Online, 03.03.2020:

130 Teilnehmer bei spontaner Mahnwache

03.03.2020 - 20.14 Uhr

Julika Bergermann

Minden. "Die Würde des Menschen ist unantastbar, so steht es doch im Grundgesetz", sagt Lara-Joyce Schwettmann. Aus dieser Überzeugung hat sich die 21-Jährige mit ihren Freunden am Dienstagabend einer spontanen Mahnwache auf dem Friedensplatz angeschlossen.

Solidarität mit den Geflüchteten an der türkisch-griechischen Grenze - das ist das Ziel der Aktion, die quasi über Nacht von der Seebrücke Minden organisiert worden ist. Erst am Montag hatte die Bundesorganisation angesichts der verschärften Situation zu Mahnwachen aufgerufen. Nach UN-Angaben harren rund 13.000 Migranten - darunter viele Kriegsflüchtlinge aus Syrien - bei Kälte auf der türkischen Grenzseite zu Griechenland aus. Griechische Sicherheitskräfte gehen gegen die Menschen vor.

Obwohl die Mindener Steuerungsgruppe um Rüdiger Höcker, Elke Bikowski und Teresa Piotrowski die Mahnwache innerhalb eines Tages organisierte, wird die Aktion zum Erfolg. Die Veranstalter zählen etwa 130 Teilnehmer - im Vorfeld hatten sie gerade einmal auf die Hälfte gehofft. "Das ist ein Zeichen dafür, dass vielen Bürgern die derzeitige Flüchtlingspolitik nicht behagt", sagt Rüdiger Höcker. "Und es ist ein positives Signal, das Mut macht für unsere Arbeit."

Ähnlich geht es Hans-Dieter Hermann aus Hille, der per WhatsApp von der Mahnwache erfahren hat. "Diese Veranstaltung macht mir Hoffnung", erklärt er. "Wir in Europa gucken immer nur weg, und das geht so nicht weiter."

Griechisches Militär und Frontex schießen an der türkischen Grenze unter anderem mit Tränengas auf Schutzsuchende, heißt es im Aufruf der Seebrücke. Und weiter: Vor Lesbos sei in Anwesenheit der griechischen Küstenwache ein Kind ertrunken. Er versuche immer, angesichts der derzeitigen Zustände nicht wütend zu werden, sagt Rüdiger Höcker. "Aber manchmal, da grummelt es schon enorm im Bauch."

Bildunterschrift: Schiffchen und Kerzen sollen an die Situation an der türkisch-griechischen Grenze erinnern.

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04./05.04.2020

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