Deister- und Weserzeitung ,
03.04.2020 :
Den Todesmarsch mit Mühe überlebt
Einst Insasse im Hamelner Zuchthaus - Niederländer Piet Mathijssen im Alter von 98 Jahren gestorben
Hameln. Als junger Mann wurde Piet Mathijssen während des Zweiten Weltkriegs in den Niederlanden wegen Widerstands gegen die deutschen Besatzer zum Tode verurteilt. Er durchlief mehrere deutsche Zuchthäuser und kam am 2. November 1944 mit einer Gruppe von Niederländern ins Zuchthaus Hameln. Den Todesmarsch von 400 Zuchthausinsassen nach Holzen am 5. April 1945, unmittelbar vor dem Einmarsch der Amerikaner, hat Piet Mathijssen nur mit Mühe überlebt. Im Alter von 98 Jahren ist Piet Mathijssen am 25. März 2020 verstorben.
Das erste Mal nach dem Krieg kam Piet Mathijssen 2012 wieder nach Hameln, um mit einem Filmteam und seiner Enkelin Mare den Film "Nacht und Nebel" zu drehen, die Geschichte seiner Verhaftung, des Prozesses, der Zeit im Zuchthaus Hameln und des Todesmarsches nach Holzen.
Seitdem datiert die Bekanntschaft, ja Freundschaft mit dem Hamelner Bernhard Gelderblom. Piet Mathijssen wurde für den Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte zu einem der wichtigsten Zeitzeugen bei der Erforschung des Zuchthauses Hameln.
Auf Einladung des Vereins kam Piet Mathijssen 2013 noch einmal zu einem ausführlichen Besuch nach Hameln. Auf dem Programm standen ein Besuch im Albert-Einstein-Gymnasium, das Lager in Holzen, ein Empfang durch die Stadt und ein Gesprächsabend mit Hamelner Bürgerinnen und Bürgern.
Piet Mathijssen erzählte über die Zeit im Hamelner Zuchthaus, dass seine Gruppe auf engstem Raum untergebracht war; die Verpflegung immer schlechter wurde und die Heizung ausfiel. An seinem Geburtstag am 26. Januar habe jeder ein Stückchen von seinem Brot abgebrochen, so dass er praktisch zwei ganze Schnitten hatte: Es war kein größeres Geschenk denkbar. Mathijssen magerte stark ab und bekam die Krätze. Das Sterben eines Mitgefangenen hinterließ einen tiefen Eindruck bei ihm.
Über allem lag die Angst, von Hameln nach Wolfenbüttel transportiert zu werden. Dort wurden die Todesurteile vollstreckt. Der Bombenangriff auf den Hamelner Bahnhof am 3. April 1945 verhinderte aber den Transport. Den ersten Amerikaner, den Piet Mat Mathijssen sah, umarmte er und konnte nur sagen: "I am happy, happy! My good friend!" Ein nicht zu beschreibendes Glücksgefühl überfiel ihn. Nach langem Lazarett-Aufenthalt war er erst am 2. Juni 1945 mit seiner Familie wieder vereint. Piet Mathijssen hat von dem Leid gesprochen, das er erfahren hat, aber er hat nie einen Gedanken an Rache geäußert und nie "die Deutschen" pauschal verurteilt. red
Bildunterschrift: Piet Mathijssen bei einem Besuch 2013 in Hameln. Im Alter von 98 Jahren ist er verstorben.
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Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V., 01.04.2020:
Nachruf auf Piet Mathijssen für die Dewezet
Piet Mathijssen (geb. 1922) wurde als junger Mann in den Niederlanden wegen Widerstands gegen die deutschen Besatzer zum Tode verurteilt. Er durchlief mehrere deutsche Zuchthäuser und kam am 2. November 1944 mit einer Gruppe von Niederländern ins Zuchthaus Hameln.
Seine Gruppe war auf engstem Raum untergebracht; die Verpflegung wurde immer schlechter, die Heizung fiel aus. Piet Mathijssen erzählt, dass an seinem Geburtstag am 26. Januar jeder ein Stückchen von seinem Brot abbrach, so dass er praktisch zwei ganze Schnitten hatte: Es war kein größeres Geschenk denkbar. Er magerte stark ab und bekam die Krätze. Das Sterben eines Mitgefangenen machte einen tiefen Eindruck auf ihn.
Über allem lag die Angst, von Hameln nach Wolfenbüttel transportiert zu werden. Dort wurden die Todesurteile vollstreckt. Der Bombenangriff auf den Hamelner Bahnhof am 3. April verhinderte den Transport.
Den Todesmarsch von 400 Zuchthausinsassen nach Holzen am 5. April, unmittelbar vor dem Einmarsch der Amerikaner, hat Piet Mathijssen nur mit Mühe überlebt. Den ersten Amerikaner, den er sah, umarmte er und konnte nur sagen: "I am happy, happy! My good friend!". Ein nicht zu beschreibendes Glücksgefühl überfiel ihn. Nach langem Lazarett-Aufenthalt war er erst am 2. Juni mit seiner Familie wieder vereint.
Das erste Mal nach dem Krieg kam Piet Mathijssen 2012 wieder nach Hameln, um mit einem Filmteam und seiner Enkelin Mare den Film "Nacht und Nebel" zu drehen, die Geschichte seiner Verhaftung, des Prozesses, der Zeit im Zuchthaus Hameln und des Todesmarsches nach Holzen.
Seitdem datiert die Bekanntschaft, ja Freundschaft mit Bernhard Gelderblom. Piet Mathijssen wurde für den Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte zu einem der wichtigsten Zeitzeugen bei der Erforschung des Zuchthauses Hameln.
Auf Einladung des Vereins kam Piet Mathijssen 2013 zu einem ausführlichen Besuch nach Hameln. Auf dem Programm standen ein Besuch im Einstein-Gymnasium, das Lager in Holzen, ein Empfang durch die Stadt und ein Gesprächsabend mit Hamelner Bürgerinnen und Bürgern.
Piet Mathijssen hat von dem tiefen Leid gesprochen, das er erfahren hat, aber er hat nie einen Gedanken an Rache geäußert und nie "die Deutschen" pauschal verurteilt.
Am 25. März 2020 ist Piet Mathijssen im Alter von 98 Jahren verstorben.
Bildunterschrift: Piet Mathijssen am 2. September 2013 im Einstein-Gymnasium.
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radio aktiv e.V., 12.09.2013:
Ehemaliger Widerstandskämpfer zu Gast in Hameln
12.09.2013 - 13.29 Uhr
Der ehemalige niederländische Widerstandskämpfer Piet Mathijssen war während des Zweiten Weltkrieges gegen die deutsche Besatzung in seiner Heimatstadt Roosendaal aktiv. Der heute 91-Jährige hatte 1944 / 1945 mehrere Monate im Zuchthaus Hameln verbringen müssen, nachdem ihn die SS festgenommen hatte. Hamelns Historiker Bernhard Gelderblom hatte den ehemaligen Widerstandskämpfer im Rahmen eines Forschungsvorhabens des hiesigen Vereins für regionale Kultur- und Zeitgeschichte eingeladen.
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Am 25. März 2020 verstarb der Holocaust-Überlebende Piet Mathijssen, der wegen Widerstands gegen die deutschen Besatzer in den Niederlanden, zum Tode verurteilt wurde - im Zuchthaus Hameln inhaftiert war.
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www.geschichte-hameln.de
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