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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung , 31.03.2020 :

Heute im Lokalteil / Das Kriegsende vor 75 Jahren

Die Ereignisse am Kriegsende 1945 sind bei vielen älteren Bürgern im Kreis Höxter noch sehr präsent. Ihnen ist es wichtig, den Jüngeren von der Zeit vor 75 Jahren zu erzählen - besonders in Krisenzeiten.

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Westfalen-Blatt / Höxtersche Zeitung, 08.04.2014:

Höxter unterm Hakenkreuz

Autor Ernst Würzburger hat 300-Seiten-Standardwerk über die Kreisstadt im Dritten Reich überarbeitet und ergänzt

Von Michael Robrecht

Höxter (WB). Das viele Jahre nicht mehr erhältliche Buch "Höxter: Verdrängte Geschichte" von Ernst Würzburger ist überarbeitet und jetzt erweitert neu veröffentlicht worden. KWG und Realschule haben je einen Klassensatz für den Unterricht erhalten.

Das Standardwerk über die Nazi-Zeit in Höxter ist wieder im heimischen Buchhandel erhältlich. Die Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold will mit ihrem Buchsponsoring fördern, dass sich die Schüler mit dem Dritten Reich - 75 Jahre nach Kriegsausbruch 1939 - intensiv auseinandersetzen und hat 70 Bücher gespendet. In der Volksbankzentrale in Höxter hat Heinz Struck die Bände gestern an Georg Wieners (KWG-Direktor) und Monika Krekeler (Realschul-Direktorin) übergeben.

Autor Ernst Würzburger freut sich, dass das 312-Seiten-Werk mit weiteren bisher unbekannten Fotos und vielen textlichen Ergänzungen inhaltlich abgerundet werden konnte. Er macht am Beispiel einer ostwestfälischen Kleinstadt greifbar, wie die Nazis die Macht überall im Reich übernommen und sich penetrant in alle gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt haben. Würzburger lässt sein Buch jedoch nicht mit der Kapitulation 1945 enden, sondern widmet sich intensiv der Vergangenheitsbewältigung in Westdeutschland und auch in der Kreisstadt Höxter.

"Erinnerungskultur ist anders."
Ernst Würzburger

Folgende Themen sind im Band "Verdrängte Geschichte", das erstmals Ende der 80er Jahre erschienen ist und zu dem der Ex-Bundesminister und Höxteraner Ehrenbürger Prof. Klaus Töpfer ein Geleitwort geschrieben hat, berücksichtigt: Wahlergebnisse Weimarer Republik in Höxter, Gründung der NSDAP, Weltwirtschaftskrise und Aspekte der Machtergreifung. Fakten gibt es über die KPD-Zerschlagung und das SPD-Verbot, die Gleichschaltung der Presse in Höxter, die Unterdrückung der Kirchen und die massive Juden-Verfolgung.

Intensiv wird über die Vorkriegsjahre berichtet. Hitlerjugend in Höxter, SA, SS, Militarisierung, Kriegsvorbereitungen und Verteidigung der kirchlichen Räume in der katholischen Kirche werden beschrieben.

Wie Höxter den Kriegsausbruch erlebte, die Blitzkriege, erste Tote und der Einmarsch in Russland und die damit verbundenen Auswirkungen auf Höxter werden thematisiert. Die Geschichte von Pfarrer Kayser (erst Höxter, später Bosseborn) als Geistlicher im kommunistischen Nationalkomitee Freies Deutschland in Moskau wird erzählt, ebenso die vom KZ-Buchenwald-Adjutanten Hans Schmidt, der als letzter Kriegsverbrecher in Westdeutschland 1951 in Landsberg hingerichtet worden ist. Juden-Verfolgung, Aufnahme der Ausgebombten aus dem Ruhrgebiet in Höxter, Auswanderungen und die Bombennächte gehören auch zu den Kapiteln des sehr sachlich geschriebenen Buches.

Der Einmarsch der Amerikaner in Höxter ist deshalb interessant, weil es zwei Gruppen gab, die in der Brenkhäuser Straße und am Schlachthof (heute Rewe Schlesische Straße) die Stadt übergaben. Entnazifizierung, Kriegsgefangenenschicksale sowie 90 Tote beim Bombenangriff auf Ottbergen beschäftigen den Autor Würzburger. Interessant auch die Aufzählung, was heute noch an das Dritte Reich in Höxter erinnert, so die Kaserne von 1936.

Ernst Würzburger zeigt sich zufrieden, dass sich die Erinnerungskultur in Höxter sehr stark verändert habe; besonders zur Zeit in den 80er Jahren, als er Teile des Buch erstmals zusammengestellt und die Form der Darstellung der Nazi-Zeit zu lebhaften Debatten geführt hatte.

"Die Erinnerungskultur hat sich etabliert. Stolpersteine, die an jüdische Bürger erinnern, Gedenktafeln wie am alten jüdischen Friedhof, das Pins-Forum oder die Pflege von Gedenktagen gibt es inzwischen", so Würzburger, der zur Zeit am Buch über die Dachauer Prozesse und den KZ-Schergen Hans Schmidt aus Höxter arbeitet.

Ernst Würzburger, "Höxter: Verdrängte Geschichte", Verlag Jörg Mitzkat, ISBN 3-940751-80-5, Auflage 750 Stück, Preis: 14,80 Euro, im Buchhandel.

Bildunterschrift: KWG-Schulleiter Georg Wieners (links) und Realschulleiterin Monika Krekeler haben je einen Klassensatz Bücher von Autor Ernst Würzburger überreicht bekommen. Die Volksbank habe die 70 Bücher gern finanziert, wie Heinz Struck (Volksbank Paderborn-Höxter) sagt.

Bildunterschrift: Die "Stadtschenke", hier mit Hakenkreuz-Fahne (später Ihr Platz und Mac Geiz), ist SA-Hauptquartier und SA-Kneipe gewesen.

Bildunterschrift: Das Würzburger-Buch zeigt neu entdeckte Fotos aus der Nazi-Zeit, hier das HJ-Sommerferienlager auf dem Floßplatz Höxter mit Lagerwache und Zelten.

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www.mitzkat.de/krieg-zwangsarbeit-juedische-geschichte/Hxter-Verdrngte-Geschichte.html


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