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Neue Westfälische - Paderborner Kreiszeitung , 31.03.2020 :

Große Verluste kurz vor Kriegsende

Vor 75 Jahren fand die Panzerschlacht südlich von Paderborn statt / Viele Zivilisten, Soldaten und ein General kamen dabei ums Leben / Historiker erinnern an das Osterwochenende 1945

Uwe Müller

Kreis Paderborn. Norbert Ellermann beschäftigt sich seit fast 25 Jahren mit der Geschichte der NS-Gewaltherrschaft, des Zweiten Weltkrieges und des Kriegsendes in den Kreisen Büren und Paderborn. Er hat sich auch der so genannten Panzerschlacht bei Schloß Hamborn gewidmet, die am 30. März 1945 stattfand und noch kurz vor Kriegsende vielen Soldaten auf beiden Seiten den Tod brachte. Unter anderem starb der US-General Maurice Rose. Die Amerikaner bezeichneten diese Kämpfe Ende März als "Die Schlacht von Paderborn". Im Verlauf des Karsamstag, 31. März, nahmen die Amerikaner schließlich auch Wewer, Nordborchen und Dörenhagen ein und am 1. April schließlich Paderborn.

Der Historiker Ellermann, der seit 1996 für das Kreismuseum Wewelsburg arbeitet, hat nicht nur in Archiven geforscht, sondern sich auch mit Zeitzeugen - sowohl Soldaten als auch Zivilisten - unterhalten. "Alle waren damals junge Menschen und sind bis heute erschüttert vom Krieg", sagt Ellermann. Auch Dieter Jähn, der damals Kommandant eines schweren deutschen Kampfpanzers, Königstiger genannt, war. "Die Soldaten glaubten, mit ihren Waffen den Gegner noch aufhalten zu können. Sie haben auch an ihre Werte gedacht. Der abgelegte Eid, Kameradschaft und die Gemeinschaft im Wagen oder Panzer. Aber Jähn, der auch schon in Afrika gekämpft hatte, wusste, dass sie gegen die technische Überlegenheit der Alliierten keine Chance hatten. Er beschrieb die Schlacht um Paderborn als Wahnsinn", erinnert sich Ellermann sehr gut an die Gespräche mit dem damals bereits 96-jährigen Jähn.

Ellermann sprach auch mit vielen zivilen Zeitzeugen. Ebenfalls der Borchener Michael Weber, der für sein Buch "Erinnerungen an den Krieg" vor allem in Etteln recherchierte. Die Zeitzeugen berichteten von brennenden Gebäuden und waren erschüttert von den vielen Toten, darunter auch einige Dorfbewohner und sehr viele junge, deutsche Soldaten. Auf Anordnung der Amerikaner durften tote deutschen Soldaten mehrere Tage lang nicht beerdigt werden und mussten im Dorf liegen bleiben. "Viele berichteten auch, dass sie zum ersten Mal einen Farbigen sahen und erstmals Schokolade geschenkt bekamen", so Ellermann. Trotz allem überwog die Angst, denn es waren hart geführte Kämpfe. Bei der letzten großen Panzerschlacht des Zweiten Weltkriegs starben 286 deutsche Soldaten und die 3. US-Panzer-Division notierte 125 Tote. Zudem wurden dabei gut 40 Halbkettenfahrzeuge und Panzer der US-Soldaten zerstört. Auf Seiten der Deutschen seien es drei Tiger- und zwei Panther-Panzer gewesen.

Das Ziel der über den Rhein vorrückenden Alliierten war es, das Ruhrgebiet einzukesseln. Der vordere Teil des südlichen Zangenarms bestand dabei aus der 3. US-Panzer-Division. Diese Truppe - auch Speerspitze genannt - stieß von Remagen kommend in schneller Fahrt in Richtung Paderborn vor - erst dort trafen sie auf ernsten, deutschen Widerstand. Die Deutschen versuchten die Amerikaner südlich und südöstlich von Paderborn abzufangen. "Dazu eingesetzt wurden vor allem die noch im März 1945 aufgestellte Panzerbrigade Westfalen von der Waffen-SS, die aus Ersatz- und Ausbildungstruppen aus Standorten rund um den Truppenübungsplatz Senne bestand", berichtet Ellermann. Viele junge Soldaten seien darunter gewesen, aber auch die schwere Panzer-Abteilung 507 der Wehrmacht, die vor allem mit so genannten Königstigern ausgestattet war.

Der Vormarsch der 3. US-Panzerdivision unter ihrem Kommandeur Major General Maurice Rose kam wenige Kilometer vor Paderborn in Wewer, Kirch- und Nordborchen in schweren Kämpfen zum Erliegen. Inmitten dieser Gefechte war Maurice Rose am Abend des 30. März in einem Jeep auf einer Erkundungsfahrt zu seinen Truppen, als er auf der Dörenhagener Straße zwischen der Abfahrt nach Schloß Hamborn und Kirchborchen auf mehrere deutsche Kampfpanzer stieß und beim Ausweichen abgedrängt wurde. "Er musste aus seinem Jeep aussteigen und sich einer Panzerbesatzung ergeben. Als Rose zu seiner Pistole griff, um sie entweder aus dem Holster zu nehmen oder aber mit dem Holster zu entfernen, wurde er von einem der deutschen Panzersoldaten erschossen", so Ellermann. Der Deutsche habe die Handbewegungen des Amerikaners missverstanden und ihn aus einer Abwehrhaltung heraus getötet. Dieser Ablauf sei später von einer amerikanischen Untersuchungskommission so bestätigt worden, weiß der Historiker. Rose war der ranghöchste Offizier der US-Armee, der während des Zweiten Weltkrieges in Europa durch Feindeinwirkung ums Leben kam.

Trotz des Todes ihres Generals wird in amerikanischen Militärberichten der 1. April 1945 als sehr erfolgreicher Tag gewertet. "Denn neben der Besetzung der durch alliierten Bombenangriffe fast vollständig zerstörten Stadt Paderborn gelang ihnen bei Lippstadt die endgültige Schließung des Ruhrkessels", berichtet Ellermann.

US-Generalkonsulin gedenkt Rose

Eigentlich sollte in der Nähe von Schloss Hamborn ein Gedenkstein enthüllt werden, der an den gefallenen amerikanischen General Maurice Rose und die zahlreichen Opfer der letzten Kriegstage auf deutscher und amerikanischer Seite erinnern soll. Eingeladen hatte Landrat Manfred Müller dazu auch Fiona Evans, die amerikanische Generalkonsulin in Düsseldorf. Auch wenn die Enthüllung wegen der Corona-Krise verschoben werden musste, kam Evans acht Tage vor dem geplanten Besuch aus einem großen Gefühl der Verbundenheit. Die Generalkonsulin besuchte zusammen mit dem heimischen Landtagsabgeordneten Bernhard Hoppe-Biermeyer den Ort an der Dörenhagener Straße.

Eng verbunden fühlt sich Fiona Evans (geborene Scholand) dem Paderborner Land. Ihr Ur-Urgroßvater Josef Scholand war 1852 von Bleiwäsche aus in die Vereinigten Staaten ausgewandert. Auf Einladung von Hoppe-Biermeyer, der selbst anderthalb Jahre in den USA lebte und heute Mitglied der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe im Düsseldorfer Landtag ist, besuchte sie vor knapp einem Jahr erstmalig seinen Wahlkreis.

Bildunterschrift: Auch wenn die Enthüllung eines Gedenksteins verschoben werden musste, trafen sich Landtagsabgeordneter Bernhard Hoppe-Biermeyer und US-Konsulin Fiona Evans bei Schloß Hamborn, um an den gefallenen US-General Maurice Rose und Opfer der letzten Kriegstage auf deutscher und amerikanischer Seite zu erinnern.

Bildunterschrift: General Maurice Rose war der ranghöchste amerikanische Offizier, der bei Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam. Rose war jüdischen Glaubens und wurde bei Hamborn erschossen.

Bildunterschrift: Amerikaner führen Kriegsgefangene der Waffen-SS an der Kreisstraße 2 zwischen Henglarn und Etteln ab.

Bildunterschrift: Die amerikanischen Einheiten sind von Süden her kommend auf vier parallelen Routen nach Paderborn vorgerückt.

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Westfalen-Blatt / Westfälisches Volksblatt, 21./22.03.2020:

Gedenkstein wird später enthüllt

Borchen (WV). Der Kreis Paderborn und der Kreisverband Paderborn im Volksbund sagen ihre gemeinsame Veranstaltung zum Kriegsende am 29. März in Schloß Hamborn ab. Die Veranstaltung zur Enthüllung des Gedenksteins, der an den gefallenen amerikanischen General Maurice Rose und die zahlreichen Opfer der letzten Kriegstage auf deutscher und amerikanischer Seite erinnern soll, wird zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

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Westfalen-Blatt / Westfälisches Volksblatt, 05.04.2019:

Mahnung zum Frieden

Gedenken an den Tod von General Maurice Rose vor 74 Jahren bei Schloß Hamborn

Kreis Paderborn (WV). Vor 74 Jahren kam bei Schloß Hamborn der Kommandeur der dritten US-Panzerdivision ums Leben. Maurice Rose wurde jetzt am Ort des Geschehens während einer Gedenkfeier gedacht.

Auf Borchener Gemeindegebiet kam es vor 74 Jahren zu dem dramatischen Kriegsereignis. Maurice Rose, 1899 in den USA geboren und Kommandeur der 3. US-Panzerdivision, fiel am 30. März 1945 beim Schließen des "Ruhrkessels" im Kampf gegen deutsche Truppen. Er war der ranghöchste Offizier der US-Armee, der während des Zweiten Weltkrieges in Europa bei Kampfhandlungen ums Leben kam.

Nach erfolgreicher Überquerung des Rheins bei Remagen stießen amerikanische Truppen in schneller Fahrt von Süden kommend Richtung Paderborn vor. Major General Rose war am Abend des 30. März auf einer Erkundungsfahrt zu seinen Truppen, als er auf der Dörenhagener Straße in der Nähe von Schloß Hamborn auf mehrere deutsche Kampfpanzer stieß. Er musste aus seinem Jeep aussteigen und sich einem deutschen Panzerkommandanten ergeben. Als Rose zu seiner Pistole griff, um sie entweder aus dem Holster zu nehmen oder aber sie mitsamt dem Holster zu übergeben, wurde er von dem deutschen Soldaten erschossen.

Am Todestag von Maurice Rose informierten sich vor Ort an der Dörenhagener Straße zwischen Schloß Hamborn und Kirchborchen Landrat Manfred Müller, Norbert Ellermann, Klaus Gosny, Manfred Kern, Manfred Liebig, Arno Wahl und Michael Weber über das Geschehen. Als ehrendes Andenken an den für die Befreiung vom Nationalsozialismus Gefallenen wurde vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein kleines Schild aufgestellt.

Bildunterschrift: Am Jahrestag des Todes des amerikanischen Generals Maurice Rose vor Ort bei Schloß Hamborn (von links) Michael Weber, Manfred Kern (Oberstleutnant a.D.), Manfred Liebig (Hauptfeldwebel, Leiter der Reservistenkameradschaft Boke), Landrat Manfred Müller, Arno Wahl (Initiator und Hobby-Historiker aus Lemgo) und Norbert Ellermann (Historiker, Wewelsburg).

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Nach dem 30. März 1945 popularisierte die NS-Propaganda - dass der "Judengeneral" Maurice Rose, Sohn des Rabbiners Samuel Rose, von Paderborner Zivilisten gefangen genommen und erschossen worden sei.

Am 30. März 1945 wurde an der Dörenhagener Straße zwischen Schloß Hamborn und Kirchborchen Maurice Rose, Kommandeur der 3. US-Panzerdivision der US-Armee, von einem Wehrmachtssoldaten erschossen.

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