Neue Westfälische - Herforder Kreisanzeiger ,
27.03.2020 :
Seniorenbeirat positioniert sich gegen rechte Gewalt
Das Gremium fordert nach den Anschlägen von Hanau Mut und Mitstreiter gegen Rechts
Ralf Bittner
Herford. "Wir möchten ein Zeichen setzen für ein menschliches Miteinander in unserer Stadt. Wir möchten in Herford Rassismus, Gewalt und Hass keinen Raum geben", heißt es in einer Erklärung des Seniorenbeirates der Stadt, und weiter: "Wir möchten hier in einem friedlichen und demokratischen Miteinander aller Menschen - egal welcher Hautfarbe, Religion, Nationalität oder welchen Geschlechts - leben."
Die Erklärung wurde am 11. März unter dem Eindruck der rassistischen Mordanschläge von Hanau, bei dem am 19. Februar zehn Menschen ermordet worden waren, verabschiedet. "Wir, die älteren Menschen, haben durch eigene Erfahrungen oder Erzählungen Erinnerungen daran, was die Schreckensherrschaft der Nazis und Rechtspopulisten bei den Menschen angerichtet haben", sagt Ute Eilert vom Beirat: "Ich weiß, wie mit Lügen und Terror die Demokratie ausgehöhlt wurde." Sie engagiert sich gegen Rechts, weil sie sie nicht möchte, dass Kinder oder Enkelkinder noch einmal solche Erfahrungen machen müssen.
Das Leben wird auch danach weitergehen
Auch, wenn die Corona-Krise gerade das alltägliche Leben der Menschen überlagere und auch große Teile der Gesellschaft, derzeit richtigerweise mit deren Bewältigung befasst seien, wird das Leben danach weitergehen. "Damit werden auch die gesellschaftlichen Fragen zurückkehren", sagt Bernd Hanisch, der stellvertretender Beiratsvorsitzender: "Auch wenn wir aktuell wegen der Corona-Pandemie weitgehende Einschnitte in eigentlich unveräußerliche, vom Grundgesetz garantierte Freiheiten erleben müssen, zeigt sich gerade jetzt, in welch einem weltoffenen und liberalen Land wir seit 1945 normalerweise leben."
"Wir haben mit Sorge gesehen, wie die Rechtspopulisten mit Lügen und Halbwahrheiten in den Sozialen Medien und auch in den Parlamenten alles tun, um diese Ordnung zu diskreditieren", sagt Beiratsmitglied Ulrike Kownatzki. "Diese Strategie erinnert fatal an das Agieren der NSDAP in den 1920er und 1930er Jahren", sagt Eilert, "ebenso die Einschüchterungsversuche an Kommunalpolitikern bis zum Mord". Wenn sich niemand mehr traue, sich etwa als politischer Mandatsträger einzubringen, sei die Demokratie tot. Zwar sei die Weimarer Republik damals sehr jung gewesen und von Anfang an insbesondere von Rechts stark angefeindet worden, trotzdem könnten die Lügen- und Desinformationskampagnen auf Dauer eine fatale Wirkung für die Gesellschaft haben.
"Strategie erinnert fatal an das Agieren der NSDAP"
"Dass die AfD ausgerechnet jetzt, wo lösungsorientiertes Denken und Handeln gefordert sind, quasi stumm bleibt, zeigt nur, dass sie zur Lösung echter Probleme nichts beizutragen hat", sagt Harnisch: "Vielleicht sind die beschäftigt, sich nach der Ankündigung des Verfassungsschutzes, den als rechtsextrem eingestuften Flüge zu beobachten, neu zu strukturieren."
"Wir wünschen uns jedenfalls, dass unsere Stadt eine bunte und offene Stadt des Miteinanders bleibt, in der Hass und Gewalt keinen Platz finden", heißt es in der Erklärung weiter.
Bildunterschrift: Bernd Hanisch (v. l.), Ulrike Kownatzki und Ute Eilert vom Seniorenbeirat positionieren sich klar gegen Rechts. Sie tun das vor der Tafel an der Markthalle, die an den Beginn der Deportation jüdischer Mitbürger 1941 vom Rathausplatz erinnert.
_______________________________________________
www.gegenrechts.info
www.mobile-beratung-owl.de
|