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AG Analyse und Kritik , 29.04.2005 :

Diskussionsveranstaltung / 60 Jahre 8. Mai - Patriotischer Streit um die Ehre der Nation / Freitag, 6. Mai 2005, 20.00 Uhr: Bürgerwache am Siegfriedplatz, Weststraße in Bielefeld

Die alljährliche Feier der "Befreiung Deutschlands von der NS-Herrschaft" hat endgültig den Charakter eines verordneten und etwas leidigen Rituals verloren. Selbstbewußt geht die spezielle deutsche Traditionspflege, die eine Niederlage statt eines Siegs zu feiern hat, jetzt zu Werke: Die zelebrierte Scham über den Verbrecher Hitler und das Verbrechen Auschwitz begründet nunmehr den ungeteilten Stolz auf das Deutschland von heute. Die "Buße" für Auschwitz besteht nicht mehr in der Beschränkung, vielmehr in einer neuen Entschränkung deutscher Macht in allen nationalen und internationalen Herrschaftsfragen.

Die konkurrierenden Patrioten von der NPD ärgern sich maßlos darüber, dass
Deutschland heute seinen Stolz aus seiner Scham herleitet. Sie leiden demonstrativ unter der Verletzung nationaler Ehre, die sie in der bundesdeutschen Tour der Vergangenheitsbewältigung wittern, und sie artikulieren ihr Leiden lautstark. Vor diesen "Ewig-Gestrigen" muss der Feiertag der neuen deutschen Ehre, nicht zuletzt wegen seiner Signalwirkung in alle Welt, geschützt werden. Im Eilverfahren wird deshalb das Versammlungsgesetz ergänzt und der Volksverhetzungparagraph des
Strafgesetzbuches verschärft. Die Politik mobilisiert darüber hinaus die
wehrhaften Mitglieder ihrer Gesellschaft, die zu einem "Tag der Demokratie" rund um das Brandenburger Tor in Berlin aufgerufen werden. Kritik und Überzeugung ist die Sache der Demokraten offenbar nicht. Sie verfahren mit abweichenden Auffassungen ungefähr so totalitär wie es die National-Demokraten erst noch anstreben.


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