Westfalen-Blatt Online ,
22.03.2020 :
Schwerer Luftangriff heute vor 75 Jahren
Reste einer Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof halten die Erinnerung wach
Paderborn (WB/mba). Heute vor 75 Jahren haben britische Mosquito-Flugzeuge etwa 17 Tonnen Bomben abgeworfen, die die Paderborner Innenstadt stark zerstörten. Dabei wurde unter anderem der Dom getroffen. Die Reste einer Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof erinnern daran.
"Zum Gedenken 17. Jan, 22. März, 27. März" steht unter dem Erker der Totenleuchte, die sich rechts neben dem Paradiesportal am zweiten Giebel der Südseite des Langhauses befindet. Das sind die Tage, an denen Paderborn 1945 in der Endphase des Zweiten Weltkriegs von den alliierten Bombenangriffen am schlimmsten getroffen wurden. Heute vor 75 Jahren kamen 14 Menschen ums Leben, als die Luftmine im Kreuzgang explodierte.
Den ersten sehr schweren Luftangriff erlebte Paderborn am 17. Januar 1945 . Damals starben in der Zeit zwischen 12.30 und 12.56 Uhr 237 Menschen. 137 Häuser wurden in Schutt und Asche gelegt, 296 erlitten schwere Schäden. 397 Flugzeuge der Alliierten sollen Bomben mit einem Gesamtgewicht von 1.158 Tonnen abgeworfen haben. Zwischen dem 7. Januar und 27. März 1945 flogen Amerikaner und Briten abwechselnd ihre Angriffe, um die Infrastruktur der Stadt und die Moral der Bewohner zu zerstören. Den ersten hatte es bereits Mitte Juni 1940 gegeben.
Beim größten Luftangriff auf Paderborn am 27. März starben 350 Menschen
Beim größten Luftangriff auf Paderborn, der am 27. März um 17.30 Uhr begann, starben 350 Menschen. Laut den inzwischen veröffentlichten Plänen der Alliierten wurden damals 20 Ziele bombardiert, 270 Maschinen warfen 1.378 Spreng- und Brandbomben ab. Der Dom brannte 1945 aus. "Das brennende Dach ist vom Gewölbe gehalten worden, das Feuer schlug durch die Fenster ins Innere. Es gibt nur noch drei Fenster aus dem Vorkriegsdom", blickte Dompropst Monsignore Joachim Göbel vor ein paar Monaten im Gespräch mit dieser Zeitung zurück . Die Engelsfenster überlebten in der Krypta das Bombardement. Außerdem setzten Wasserschäden dem Gotteshaus massiv zu.
An die Angriffe, die das komplette Dach, die Turmhaube und auch den zweiten Giebel auf der Südseite des Langhauses zerstörten, erinnern nicht nur die 1949 angebrachte Totenleuchte und die Reste der Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof. Auch die Gedächtniskapelle, die 1973 von der Paderborner Künstlerin Agnes Mann (1907 - 1994) mit Mosaiken ausgestattet wurde, soll die Erinnerung wach halten.
"Viele Bürger unserer Stadt hatten alles verloren"
Als der Dom brannte, sei die Paderborner Bevölkerung schockiert gewesen, erinnerte sich 1946 Altbürgermeister Christoph Tölle: "In den späten Abendstunden des 27. März vergangenen Jahres konnte man von der Peripherie der Stadt aus beobachten, wie der im Feuer lodernde mächtige Turmhelm unseres Paderborner Domes in sich zusammenbrach. Das hat uns Paderborner ans Herz gegriffen. Viele Bürger unserer Stadt hatten alles verloren. Sie trauerten um ihre Angehörigen und um die Habe, irrten am Rande der Stadt umher oder hatten in den umliegenden Dörfern Obdach gefunden. Trotzdem waren die tiefen Wunden des Domes auch ihre Wunden."
Die Zahl der Einwohner Paderborns war bis Mitte April 1945 auf knapp 5.000 gesunken. Auf die Tragödie machen die Totenglocke und die Totenleuchte des Domes jedes Jahr neu aufmerksam.
Bildunterschrift: Diese Reste dieser Luftmine am Eingang zum Kapitelsfriedhof erinnern an den schweren Luftangriff auf Paderborn am 22. März 1945.
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Am 22. März 1945, 21.00 Uhr, warfen neun britische Mosquito-Flugzeuge von Einheiten des britischen RAF Bomber Command 17 Tonnen Bomben ab, die den Paderborner Dom und Umgebung, stark beschädigen.
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