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Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt , 20.03.2020 :

Spontan-Protest gegen Anti-Schwulen-Stand

Aktivisten von "Jesus-t.de" am Jahnplatz sorgen mit Slogans für Streit und Polizeieinsatz

Bielefeld (stb). Selbst ist der Mann: Als Immanuel Kante (Name geändert) am vergangenen Samstag schnell merkte, dass die Diskussion über den Inhalt eines pseudo-religiösen Plakats zu nichts führen würde, holte er sich Papier und Tesafilm aus einem nahen Sportgeschäft und verhüllte kurzzeitig das anstößige Roll-up. Der "Bielefelder Christo" und seine Begleiter empfanden dessen Botschaft als Hetze gegen Menschen, als Beleidigung von Homosexuellen, Prostituierten und Transvestiten.

Denn die nannte das Plakat explizit und mischt sie munter unter das reißerisch formulierte Sündenregister des Alten Testamentes: Unter der Überschrift "Unsere Sünden trennen uns von Gott" waren unter negativ konnotierten Begriffen wie "Mordlust", "Hass", "Gewalt" und "Lüge" auch die Begriffe "Homosexualität" sowie "Transvestitismus" sowie "Prostitution" aufgeführt, schildert Kante den Vorfall.

Während er vergebens gegen die von den "Jesus-t.de"-Musikanten intonierte Blasmusik an debattierte, seinen Angaben nach unterstützt von weiteren Fußgängern, und sich der Stand-Choreograph der mutmaßlichen Christen weigerte, das Plakat einzurollen, ergriff Kante die Initiative, und sein Widersacher das Telefon - Notruf an die Polizei.

Die Beamten fuhren mit zwei Streifenwagen vor und schlichteten den Streit, wie Polizeisprecherin Sonja Rehmert bestätigte. Kante war zwar der Meinung, ihm sei ein Platzverweis erteilt worden, doch weder das, noch eine Anzeige seien im Protokoll zu dem Vorfall vermerkt, erklärte Rehmert. Ihre Kollegen hätten den Konflikt ohne weiteres Aufsehen geschlichtet.

Da es sich bei der musikalischen Bibelstunde um eine regulär angemeldete Demonstration gehandelt habe, seien die umstrittenen Plakate erlaubt gewesen.

Wegen der Inhalte der Plakate hatte der Bielefelder Detlef Stoffel bereits im November bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige erstattet. Auch damals verteilten die auf der Homepage der Organisation als Missionare bezeichneten Männer ihre Flyer.

Bildunterschrift: Das Roll-up, aus Protest halb verhüllt.


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