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Paderborn am Sonntag , 15.03.2020 :

Bündnis appelliert an Kanzlerin

Neue EU-Flüchtlingsstrategie gefordert - Kunstwerk umgesetzt

Paderborn (mba). An der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland harren derzeit tausende Menschen aus, die hoffen, in die EU zu gelangen. Auf dem Mittelmeer werden nach Angaben der Seebrücke Paderborn pro Woche etwa 200 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Ein breites Paderborner Bündnis hat sich nun mit einem gemeinsamen Brief an Kanzlerin Angela Merkel gewandt. Darin sprechen sich Stadt, Erzbistum, der evangelische Kirchenkreis, Seebrücke, DGB-Kreisverband und Forum der Religionen gegen Abschottung und Abgrenzung aus. Gleichzeitig rufen die Institutionen zur Umsetzung einer EU-weiten Flüchtlingsstrategie auf.

"Wir sehen in Griechenland, dass das Thema brandaktuell ist", sagte Paderborns Bürgermeister Michael Dreier (CDU) am Mittwoch. Es bedürfe einer Reform der EU-Migrationspolitik, eines neuen Rahmens, der die Menschenwürde und die Menschenrechte mit einschließe, forderte Dreier. Es müsse schnell eine gesamteuropäische Lösung her. Aber auch für die Menschen, die übers Mittelmeer nach Europa flüchteten, müsse eine Lösung gefunden werden.

"Die Pflicht zur Seenotrettung ist Völkerrecht und das Recht auf Leben nicht verhandelbar", heißt es unter anderem in dem Brief an die Kanzlerin. Es brauche dringend einer Neuausrichtung der europäischen Flüchtlingspolitik. Zudem müssten die eigentlichen Fluchtursachen wie Klimawandel, Wasserknappheit, Kriege und Armut vielmehr als bislang bekämpft werden.

Die Stadt Paderborn wolle sich allerdings nicht wie zum Beispiel Bielefeld an der Aktion "sichere Häfen" beteiligen und freiwillig zusätzliche Flüchtlinge aufnehmen, betonte Dreier. Der Stadtrat habe sich 2019 auch auf sein Anraten hin gegen den Beitritt zum Netzwerk "sichere Häfen" ausgesprochen. Dreier: "Wir sind bereit, weitere Flüchtlinge aufzunehmen, aber auf der Grundlage des Königsteiner Schlüssels. Wir werden jedem Geflüchtetem helfen, der Paderborn zugewiesen wird, und werden uns auch in Zukunft für gesellschaftspolitische Lösungen einsetzen, die von Menschlichkeit geleitet sind", sagte der Bürgermeister, der auf ein hohes haupt- und ehrenamtliches Engagement in Paderborn bei der Hilfe für Geflüchtete verwies.

Um das Anliegen symbolisch zu unterstreichen, wurde das Kunstwerk "Jedes Boot braucht einen sicheren Hafen" von Arnd Drossel, das 2016 im Paderquellgebiet aufgestellt worden war, vor zwei Wochen an die Brücke umgesetzt, die zur Stadtbibliothek führt. "Wir wollen damit die Bedeutung des Bootes stärker in den Mittelpunkt rücken. Es ist Ausdruck und Symbol für Menschen, die sich auf den Weg machen", erläuterte Dreier.

Künstler Arnd Drossel aus Elsen, der das Werk 2016 mit Geflüchteten geschaffen hatte, begrüßte den neuen Standort: "So macht es Sinn, wenn Kunst eine Botschaft vermitteln kann." Dr. Thomas Witt, Flüchtlingsbeauftragter des Erzbistums, betonte, dass es darum gehe, "ein Zeichen von unten zu setzen, dass Lösungen gefunden werden müssen". Es sei wichtig, zu zeigen, dass es viele Menschen gebe, die nicht wollten, dass die EU-Außengrenzen dicht gemacht werden. Dr. Mathia Dubberke von der Seebrücke zeigte sich allerdings skeptisch, dass eine Lösung für Geflüchtete gefunden wird: "Eine europaweite Lösung wäre schön. Aber darauf warten wir schon seit fünf Jahren. Es passiert aber nichts."

Bildunterschrift: "Jedes Boot braucht einen sicheren Hafen" - so heißt das Kunstwerk von Arnd Drossel (vorne, Zweiter von links), dass im Paderquellgebiet umgesetzt wurde und nun vor der Brücke zur Stadtbibliothek steht. Die Unterzeichner des Briefs (vorne, von links) Modjgan Bidardel (Forum der Religionen), Dr. Thomas Witt (Erzbistum Paderborn), Bürgermeister Michael Dreier, Anja Dick (Koordinierungsstelle für Flüchtlingsangelegenheiten), Morag Peckelsen (DGB-Kreisverband) und Dr. Mathia Dubberke (Seebrücke Paderborn).

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