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Mindener Tageblatt , 27.04.2005 :

Junge Nationaldemokraten planen großen Aufmarsch / Polizei bereitet sich auf Großeinsatz am 1. Mai in Bückeburg vor / Mindener sollen bei Planungen mit aktiv sein

Minden/Bückeburg (mt/sn). Die Jungen Nationaldemokraten (JN) Minden wollen durch Bückeburg marschieren. Die NPD-Nachwuchsorganisation habe einen Aufmarsch mit 100 Teilnehmern vom Bahnhof zum Marktplatz der Residenzstadt angemeldet, berichten die Schaumburger Nachrichten.

Die Polizei bereite sich auf einen größeren Einsatz vor: "Wir nehmen die Anmeldung ernst und gehen davon aus, dass der Aufmarsch stattfinden wird", sagt Uwe Baum, Leiter der Staatsschutzabteilung der zuständigen Inspektion Nienburg-Schaumburg.

Als Veranstalter trete der erst vor wenigen Wochen gegründete JN-Verband Minden auf, Leiter des Aufmarsches mit anschließender Kundgebung auf dem Marktplatz sei ein Rechtsextremer aus Rodenberg.

Als Thema nennt das Anmeldungsschreiben die "Forderung nach Arbeit". Treffpunkt der Jungen Nationaldemokraten ist der Bückeburger Bahnhof, die geplante Marschroute führt über die Bahnhofstraße zum Marktplatz. Die gesamte Veranstaltung soll von 12 bis 18 Uhr dauern.

Angekündigt wurde der Einsatz von Fahnen, Musik und eines Lautsprecherwagens. Der Landkreis Schaumburg als zuständige Versammlungsbehörde prüfe derzeit, ob hinsichtlich des Megaphon-Einsatzes und des Marschweges Auflagen erlassen werden.

Vor allem der Zugang zum Marktplatz gilt nach Informationen der Schaumburger Nachrichten als heikel. Am Vorabend werde hier der Maibaum aufgestellt - möglicherweise ein Grund, den Platz für die Neonazis zu sperren.

Über den JN-"Stützpunkt" Minden organisieren sich nach vorliegenden Informationen derzeit auch die Schaumburger Rechtsradikalen, die durch die Verhaftung und Verurteilung eines ehemaligen JN-Funktionärs aus Rinteln im Jahr 2003 eine ihrer Führungsfiguren verloren haben. Als aktueller Kopf der Schaumburger Szene gilt ein 20-jähriger Gymnasiast aus Lindhorst.

Im Internet wirbt ein "Nationales Bündnis Schaumburg/OWL" für den Aufmarsch in Bückeburg, der durch "parteifreie Nationalisten aus dem Schaumburger Land und Hannover" unterstützt werde.

Im Aufbau befindet sich offenbar ein weiter gespanntes "Aktionsbündnis Weser/Leine". Das Netzwerk der rechtsextremen Organisationen, über das Anhänger für den Marsch durch Bückeburg mobilisiert werden, reicht von Ostwestfalen bis Hannover und von Nienburg bis Hameln. Die angemeldete Zahl von 100 Teilnehmern gelte insofern als realistisch, heißt es.

Der 1. Mai hat sich in der rechten Szene bundesweit als Demonstrationstag etabliert. Eine Anspielung im Internet deutet darauf hin, dass die Wahl auf Bückeburg fiel, weil hier am gleichen Tag das multikulturelle Fest "Alle unter einem Dach" gefeiert wird.

Unter dem Motto "Bückeburg ist bunt" veranstaltet die Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz unter Schirmherrschaft von Bückeburgs Bürgermeisterin Edeltraut Müller das dritte internationale Kulturfest auf dem Gelände der Grundschule im Petzer Feld.


mt@mt-online.de

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