Schaumburger Zeitung ,
27.04.2005 :
"Ich rufe alle auf, sich am Fest zu beteiligen" / Bürgermeisterin wirbt für "Alle unter einem Dach" / Gegenveranstaltung zum Neonazi-Aufmarsch
Bückeburg (wer). Mit betonter Zurückhaltung und Bedauern reagiert Bückeburgs Ratspolitik auf den bevorstehenden Aufmarsch der Neonazis. Bürgermeisterin Edeltraut Müller appelliert an die Bückeburger, am kommenden Sonntag das internationale Kulturfest "Alle unter einem Dach" mitzufeiern, um ein deutliches Zeichen gegen Intoleranz und Rechtsradikalismus zu setzen.
Für Sonntag haben die "Jungen Nationaldemokraten" Minden, der regionale Jugendableger der NPD, einen Marsch vom Bückeburger Bahnhof zum Marktplatz angemeldet (wir berichteten).
"Ich bedauere außerordentlich, dass sich das nicht verhindern lässt und diese Partei nicht verboten wurde", reagiert die Bürgermeisterin auf die Anmeldung. "Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf, sich am Fest `Alle unter einem Dach` zu beteiligen und so zu zeigen, dass sich Bückeburg für Demokratie und Toleranz einsetzt und faschistisches Gedankengut nicht toleriert."
Eine Gefahr von Zusammenstößen mit den Neonazis besteht für Besucher des Kulturfestes nicht, beide Veranstaltungen sind räumlich getrennt: Das Fest beginnt am Sonntag um 11 Uhr an der Grundschule im Petzer Feld, die Neonazis marschieren wie geplant zum Marktplatz.
Auch Stadtdirektor Reiner Brombach wünscht sich eine "kritische Auseinandersetzung" mit den Neonazis, warnt aber davor, dem Aufmarsch übermäßig viel Beachtung zu schenken: "Wir sollten diesen Randgruppen so wenig Aufmerksamkeit wie möglich widmen." Eine wehrhafte Demokratie müsse in der Lage sein, kritisch mit solchen Gruppen umzugehen statt sie zu unterdrücken. "Wir sollten unsere Meinung aber klar zum Ausdruck bringen", meint auch Brombach.
Der Verwaltungsausschuss hat gestern eine eher nüchterne Erklärung verabschiedet, in der die Neonazi-Demonstration "zur Kenntnis" genommen sowie deren friedlicher Verlauf erwartet wird. Der knappe Einzeiler zeugt vom Unwillen der Ratsmitglieder, den Aufmarsch der Rechtsradikalen durch ein starkes politisches Echo aufzuwerten.
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