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Schaumburger Zeitung , 26.04.2005 :

Neonazis wollen durch Bückeburg marschieren / Rechte Kundgebung mit 100 Teilnehmern für den 1. Mai angemeldet / Polizei bereitet Einsatz vor

Bückeburg (wer). Am 1. Mai wollen Neonazis durch Bückeburg marschieren. Die "Jungen Nationaldemokraten" (JN) Minden haben für Sonntag einen Aufmarsch mit 100 Teilnehmern vom Bahnhof zum Marktplatz angemeldet. Die Polizei bereitet sich auf einen größeren Einsatz vor: "Wir nehmen die Anmeldung ernst und gehen davon aus, dass der Aufmarsch stattfinden wird", sagt Uwe Baum, Leiter der Staatsschutzabteilung der Inspektion Nienburg-Schaumburg.

Als Veranstalter tritt der erst vor wenigen Wochen gegründete JN-Verband Minden auf, Leiter des Aufmarsches mit anschließender Kundgebung auf dem Marktplatz ist ein Rechtsradikaler aus Rodenberg. Als Thema nennt das Anmeldungsschreiben die "Forderung nach Arbeit". Treffpunkt der Neonazis ist der Bückeburger Bahnhof, die geplante Marschroute führt über die Bahnhofstraße zum Marktplatz. Die gesamte Veranstaltung soll von 12 bis 18 Uhr dauern.

Angekündigt wurde der Einsatz von Fahnen, Musik und eines Lautsprecherwagens. Der Landkreis als zuständige Versammlungsbehörde prüft derzeit, ob hinsichtlich des Megaphon-Einsatzes und des Marschweges Auflagen erlassen werden. Vor allem der Zugang zum Marktplatz gilt als heikel. Am Vorabend wird hier der Maibaum aufgestellt - möglicherweise ein Grund, den Platz für die Neonazis zu sperren.

Über den JN-"Stützpunkt" Minden organisieren sich derzeit auch die Schaumburger Rechtsradikalen, die durch die Verhaftung und Verurteilung eines ehemaligen JN-Funktionärs aus Rinteln im Jahr 2003 eine ihrer Führungsfiguren verloren haben. Als Kopf der Schaumburger Szene gilt aktuell ein 20-jähriger Gymnasiast aus Lindhorst, der auch für Flugblatt-Aktionen und Info-Stände der NPD wie gestern in Exten verantwortlich ist.

Im Internet wirbt ein "Nationales Bündnis Schaumburg/OWL" für den Aufmarsch in Bückeburg, der durch "parteifreie Nationalisten aus dem Schaumburger Land und Hannover" unterstützt werde. Im Aufbau befindet sich offenbar ein weiter gespanntes "Aktionsbündnis Weser/Leine". Das braune Netzwerk, über das Anhänger für den Marsch durch Bückeburg mobilisiert werden, reicht von Ostwestfalen bis Hannover und von Nienburg bis Hameln. Die angemeldete Zahl von 100 Teilnehmern gilt insofern als realistisch.

Der 1. Mai hat sich in der rechten Szene bundesweit als Demonstrationstag etabliert. Eine Anspielung im Internet deutet darauf hin, dass die Wahl auf Bückeburg fiel, weil hier am gleichen Tag das multikulturelle Fest "Alle unter einem Dach" gefeiert wird. Unter dem Motto "Bückeburg ist bunt" veranstaltet die Initiative gegen Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz unter Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Edeltraut Müller das dritte internationale Kulturfest auf dem Gelände der Grundschule im Petzer Feld.


sz-redaktion@schaumburger-zeitung.de

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