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Mindener Tageblatt , 22.04.2005 :

Kein Straßenname für Flammenwerfer Mudra / Bauausschuss revidiert Benennung

Minden (lkp). "Die Geschichte wiederholt sich, das erste Mal als Tragödie, das zweite Mal als Farce" - dieses Verdikt von Marx trifft auch auf den Mindener Bauausschuss zu. Und die Geschichte, um die es geht, ist die Benennung einer Straße auf dem ehemaligen Kasernengelände an der Ringstraße.

"Am Autopark" und "Felix-Wankel-Straße" hatte die Verwaltung am 9. Februar als alternative Straßennamen vorgeschlagen. Doch aus dem Ausschuss kam die Anregung, durch eine "Mudrastraße" den Bezug zur Mudrakaserne an dieser Stelle zu wahren. Dem in diesem Sinne abgewandelten Vorschlag stimmte der Ausschuss zwei Wochen später mit acht Ja-Stimmen zu.

Nachforschungen des Historikers Kristan Kossack förderten im Anschluss zu Tage, dass der kaiserliche Infanteriegeneral Bruno von Mudra (1851 - 1931) sich nicht nur als Generalinspekteur der Pioniere um die Integration dieser Truppe in das Landheer verdient gemacht hatte. Als Kommandeur des 16. Armeekorps bis 1916 stand er in Verbindung zu den ersten Einsätzen von Flammenwerfern durch Pioniere bei Verdun ab Februar 1915. 1938 wählten die Nazis ihm zum Namenspatron für die neue Pionierkaserne am damaligen Römerring.

Schon das zweite Mal habe die Bauverwaltung bei einer Straßenbenennung geirrt, tadelte Karl-Ludwig Sierig (MI) - dabei hatte er doch den Vorschlag pro Mudrastraße Anfang Februar eingeworfen und die Verwaltung so ins Fettnäpfchen gelockt. Jetzt revidierte der Ausschuss die (Fehl-)Entscheidung bei einer Enthaltung.

Zugleich erging eine Aufforderung ans Rathaus, Vorschläge vorher besser zu prüfen. Und dabei ist Eile geboten, wie Fachbereichsleiter Klaus-Georg Erzigkeit klar machte. "Spätestens zum Genehmigungszeitpunkt brauchen wir einen Straßennamen, und der Bauherr braucht eine Adresse."

Da liegt für den wankelmütigen Ausschuss weiter Felix Wankel (1902 - 1988) auf dem Tisch, der Erfinder des unverdächtigen Kreiskolbenmotors von 1954. Und was hat das NSDAP-Mitglied (seit 1926, ausgeschlossen 1932) vorher gemacht? Im Auftrag Himmlers an Wunderwaffen gebastelt ...



Anmerkung von www.hiergeblieben.de:

Mudra, Karl Bruno Julius von, geboren am 01.04.1851 in Muskau, gestorben am 21.11.1931 in Zippendorf (bei Schwerin) trat 1870 ins Heer ein, wurde 1899 Chef eines Stabes, 1907 Inspekteur der 2. Festungsinspektion Mainz, 1910 Gouverneur von Metz und 1911 Chef des Pionierkorps. 1913 wurde der General der Infanterie geadelt und zum Kommandierenden General des 16. Armeekorps ernannt.

General Karl Bruno Julius von Mudra führte das 16. Armeekorps 1914 während des Krieges in Frankreich. Er übernahm im Januar 1917 die Armee-Abteilung A im Westen, später auch die 1. und 17. Armee.


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