Lippische Landes-Zeitung ,
15.04.2005 :
Gegen das Vergessen / Erster Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte
Lage. Zum ersten offiziellen Stadtrundgang zur jüdischen Geschichte im Rahmen der jährlichen Veranstaltungsreihe des Lippischen Heimatbundes Ortsverein Lage konnten Ursula Nebel und Gustav Glitt kürzlich einige Interessierte begrüßten. An der Rückseite Lange Straße 87, "Am Drawen-Hof", hatten sich 20 Lagenser Bürger und einige Gäste von außerhalb eingefunden.
Beim zweistündigen Stadtrundgang wurden 15 Stationen früheren jüdischen Lebens aufgesucht. Die Teilnehmer lauschten aufmerksam den Erklärungen von Gustav Glitt zu den ehemals jüdischen Wohnsitzen, der jüdischen Schule und Synagoge. Zeitzeugen bereicherten die Reise in die Vergangenheit mit Fragen und Beiträgen. Am Anfang des Rundganges stimmten alle Anwesenden zu, dass der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau mit seinem Ausspruch vor der Knesset in Jerusalem im Jahr 2000 Recht hatte, als er sagte: "Wenn die Zeitzeugen verstorben sind, muss das Wissen in die Hände der Jugend übergeben sein."
Zu der andiskutierten Ausgestaltung des Stadtrundganges mit dem hölzernen Stadtmodell von 1720 und zur Aufstellung von Erinnerungstafeln in der Innenstadt äußerten sich die Teilnehmer zustimmend.
Hinsichtlich der Willkürmaßnahmen gegen jüdische Menschen in Lage und deren Ermordung in KZ-Lagern muss nach aktuellen Recherchen von Martin Hankemeier und Stadtarchivarin Christina Pohl davon ausgegangen werden, dass nicht 9, sondern 18 einst in Lage geborene oder lebende Juden umgebracht worden sind.
Diesen "Opfern der Judenverfolgung" soll laut Pressemitteilung ein namentliches Andenken auf einer Bronzetafel in der Eichenallee gewidmet werden.
Der Stadtrundgang wird am Samstag, 19. April, 15 Uhr ab "Am Drawen Hof" per Fahrrad oder Pkw mit dem zweiten Teil fortgesetzt. Zuerst werden in der Pottenhauser Straße die ehemaligen Wohnsitze der Familien Bloch und Hammerschlag besucht. Weiter geht es über die Holzhofbrücke zur Eichenallee. Gegen 16 Uhr werden die Teilnehmer den Jüdischen Friedhof an der Flurstraße erreichen.
lage@lz-online.de
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