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Lippische Landes-Zeitung , 12.01.2002 :

"Blut muss fließen" / Skinheads vor Gericht

Bad Salzuflen/Detmold (gs). Eine Zufallsbegegnung mit drei Skinheads endete für einen 45-jährigen Bad Salzufler tragisch: Der Mann wurde in den frühen Morgenstunden des 21. August 2001 von den Schlägern niedergeprügelt und getreten. Die Beute: 1,20 Mark Bargeld und zwei Bankkarten. Gestern mussten sich zwei Täter vor dem Landgericht Detmold verantworten.

Das Urteil: Wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes je fünf Jahre für den 23 Jahre alten Lars N. und den ein Jahr älteren Frederico Q. (Namen geändert). Hinzu kommen offene Bewährungsstrafen von einem Jahr für N. und zwei Jahren für Q. Gegen den Dritten erst 18 Jahre alten Mann wird nächsten Monat vor dem Jugendschöffengericht verhandelt.

Die Vorgeschichte: Das Triohatte sich in der Justizvollzugsanstalt Herford kennen gelernt und am Abend vor der Tat in Vlotho gezecht. Gemeinsam fuhren sie nach Bad Salzuflen, besorgten Bier und tranken weiter. Gegen 03.30 Uhr in der Frühe saßen die Drei auf dem Salzhof, als der durch einen früheren Unfall behinderte Kurt O. erschien. O. wollte vorbereitende Arbeiten für die Wochenmarkt-Beschicker verrichten, wie an jedem Markttag. Doch dazu kam es nicht mehr.

Die drei Angeklagten schlugen den wehrlosen Mann zusammen. Sie wollten sein Geld für neues Bier. Das Opfer erlitt eine klaffende Platzwunde an der Augenbraune, eine Gehirnerschütterung sowie Prellungen am ganzen Körper. Dann fanden die Skinheads in der Geldbörse die Geheimzahlen zur EC-Karte des Opfers. Versuche, Geld abzuheben, misslangen, sie wurden dabei jedoch fotografiert und einige Tage später verhaftet.

Vor Gericht bekannten sich die Täter offen zur Skinhead-Szene und zur Brutalität. Oberstaatsanwalt Michael Kempkes sprach in seinem Plädoyer von einer "Agressions-Tat angetrunkener, asozialer Krimineller" und fordert fünfeinhalb Jahre für N. sowie fünf Jahre und neun Monate für Q.

Selbst in seinem Schlusswort machte N., der in früheren Verhandlungen schon wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden war, aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Mit "Blut muss fließen, Knüppel müssen fliegen, ich scheiße auf die Freiheit dieser Judenrepublik" verabschiedete sich der Skinhead in Richtung Zelle. Richter Michael Reineke sprach in der Urteilsbegründung von einer scheußlichen und brutalen Tat.


Salzuflen@lz-online.de

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