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Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt , 04.04.2005 :

Nach 60 Jahren darf Erinnern nicht enden / Regierungspräsident spricht beim Gedenktag

Von Silvia Scheideler

Wewelsburg (WV). Für die sechs Überlebenden des Konzentrationslagers Niederhagen war am Samstag ein Tag, an dem sie an ihre Leiden erinnert wurden. Die Gäste aus der Ukraine, Russland und Österreich durften aber auch erleben, dass ihrer toten Leidensgenossen und den schrecklichen Ereignissen unter dem nationalsozialistischen Regime gedacht wird. 60 Jahre nach ihrer Befreiung aus dem KZ waren sie nach Wewelsburg zurückgekommen, um an der Gedenkfeier am Mahnmal auf dem ehemaligen Appellplatz teilzunehmen.

Die Feier gegen das Vergessen wurde von Schülern der Westenholzer Hauptschule gestaltet. Stellvertretend für Valentin Perow und Jurij Zawadski aus der Ukraine sowie Leopold Engleitner aus Österreich, der im Juli 100 Jahre alt wird und der älteste Überlebende des KZs Niederhagen ist, sowie für die russischen Gäste Wladimir Perfilow und Iwan Baglikow, die erstmals an der Feier teilnahmen, ging der Ukrainer Alexandre Schtscherbinin an das Rednerpult. Er betonte, wie froh er darüber sei, dass der Verein "Gedenktag 2. April" die Erinnerung an die Opfer der Nationalsozialisten wach halte. Dass die Völker in Freundschaft bleiben, das war der Wunsch des Überlebenden.

"Die barbarischen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind für immer Teil der deutschen Geschichte", betonte Regierungspräsident Andreas Wiebe, der als Hauptredner zu dem Gedenktag gekommen war. "Ruinen sind verschwunden, die letzten Täter sterben und auch die Gemeinschaft der Überlebenden wird kleiner, aber es darf kein Ende für die Auseinandersetzung mit diesem Thema geben", forderte Wiebe. Der Regierungspräsident bedankte sich ausdrücklich bei den angereisten Überlebenden: "Danke, dass sie die Hände ergreifen, die um Versöhnung bitten."

"Es ist unsere Verpflichtung, die Erinnerung an das gigantische Unrecht wach zu halten", sagte Bürens Bürgermeister Wolfgang Runge. Er betonte auch, wie wichtig es ist, die Geschehnisse unverfälscht aus den Mündern der Überlebenden zu erfahren. Runge wies die Teilnehmer der Gedenkfeier darauf hin, dass der Ausbau der Wewelsburg ein Zeichen des Kreises Paderborn sei. Der Stellenwert werde erhöht.

Mit Musik, Liedern und Texten gestalteten die Zehntklässler mit Hilfe von Sängern aus der fünften bis zehnten Klasse der Westenholzer Hauptschule die Feier. Ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung war die russische Sprache, so dass die Feier wörtlich für die Überlebenden organisiert wurde. Die Folklore-Gruppe "Hörbar" aus Wewelsburg unterstützte die Schüler musikalisch. Als Zeichen für die mindestens 1.285 Opfer im KZ Niederhagen legten die Überlebenden, Landrat Manfred Müller, Bürgermeister Runge, Andreas Wiebe und Vertreter des Vereins "Gedenktag 2. April" Kränze am Mahnmal nieder.


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