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Lippische Landes-Zeitung , 31.03.2005 :

Kein Voodoo, keine "okkultischen Orte" / Koczy-Austritt ist für das Friedensbüro kein Problem

Lemgo (ax). Das Friedensbüro in der Rosenstraße kann mit dem Vereinsaustritt der Landtagsabgeordneten Ute Koczy (Grüne) gut leben. Koczy habe sich in der jüngeren Vergangenheit ohnehin nicht sonderlich stark um die Arbeit und Ziele des Vereins bemüht.

Die LZ berichtete gestern (Seite 4) über den Austritt Koczys und weiterer rund 20 Vereinsmitglieder, die nach einem "Hauen und Stechen" im Vorstand und im Verein ihren Hut genommen haben. Koczy gegenüber der LZ: "Nach einem Briefwechsel mit dem Vorstand musste ich leider feststellen, dass ich mit dem Verein in der jetzigen Form nichts mehr zu tun habe. Ich verstehe auch nicht, wie der Vorstand derzeit agiert."

Den Brief soll der Bielefelder Bildungsreferent und Sozialarbeiter Uwe Tünnermann, gleichermaßen Vorstandsmitglied im Friedensbüro e.V., geschrieben haben. Tünnermann leitete bis zuletzt hauptamtlich das Arbeitslosenzentrum, die Förderung vom Land wurde allerdings vor Monaten gestrichen. Den Vorstand komplettieren Dana Hasenfuß und Karin Grenner. Während der Verein als Träger der Arbeit fungiert, gibt es hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich um die Umsetzung der Inhalte kümmern. Dazu gehören Kristin Neudert, Gudrun Lagemann sowie in Detmold, am zweiten Standort des Friedensbüros, Frank Gockel. Mit Brigitte Halbgebauer (Lage) ist vor einigen Wochen eine hauptamtliche Kraft aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden. Im April soll die Nachfolge geregelt werden. Die wohl bekannteste Mitarbeiterin des Friedensbüros war über Jahre Ulla Büchsenschütz aus Barntrup als Leiterin des Bildungswerkes. Sie schied aber im Streit aus - ein Arbeitsgerichtsprozess war die Folge. Der soll indes, so Kristin Neudert, seit Juli 2004 geklärt sein. Neudert: "Und seitdem ist Ruhe eingekehrt im Verein. Von einem Hauen und Stechen kann wahrlich nicht mehr die Rede sein." Der Streit selbst war entbrannt an der Frage der inhaltlichen Ausrichtung des Friedensbüros. Tenor: eher politisch oder eher sozial? Ein Insider: "Vielen wurde es mit Themen wie Tarotkarten deutlich zu esoterisch."

"Es gab keine Unregelmäßigkeiten"
Kristin Neudert

Die Arbeit des Friedensbüros war wegen der internen Ausein-andersetzungen und des Vereinsaustritts der grünen Landtagsabgeordneten in die Schlagzeilen geraten. Vor Monaten hatten vermeintliche finanzielle Unregelmäßigkeiten ebenfalls zu einer Berichterstattung in den Tageszeitungen geführt. Lagemann und Neudert stellten deshalb noch einmal fest: "Wir werden einmal im Jahr von der Bezirksregierung und dem Finanzamt geprüft, es gab keine Unregelmäßigkeiten." Was die Pressestelle der Bezirksregierung Detmold als bewilligende Behörde für Fördermittel des Landes NRW bestätigte. Manuela Morath: "Wir haben von den Querelen des Friedensbüros gehört, deshalb wurde die Jahresrechnung 2003 besonders genau geprüft. Es gab keine Unregelmäßigkeiten." Allerdings habe man einen Teil der Fördermittel für 2004 und 2005 zurückgehalten. Das Friedensbüro hat 2003 unterm Strich rund 130 000 Euro erhalten.

Das Friedensbüro organisiert in Lemgo und Detmold (IBZ, Hermannstraße 25) politische Erwachsenenbildung, Flüchtlingsberatung und einige Angebote wie Eltern-Kind-Beratung, Scheidungskonfliktberatung, Hilfe bei Ämterkontakten oder Informationen zu Hartz IV. Lagemann: "Viele Dinge, die für Randgruppen in der Gesellschaft wichtig sind." Neben der "Laufkundschaft" arbeitet beispielsweise, so Neudert, auch das Jugend- und Sozialamt der Stadt mit dem Friedensbüro zusammen. Gefördert werden durch Landesmittel (Innenministerium Düsseldorf) die hauptamtlichen Stellen - angesiedelt in der Flüchtlingsberatung und dem Bildungswerk Lippe. Rein ehrenamtlich - ohne Vergütung - arbeiten der Vorstand und viele Mitglieder (derzeit 100) des Trägervereins.

Auf Distanz gingen Neudert und Lagemann zu den Begriffen "finstere Geister" und "okkultische Orte", die in der gestrigen Berichterstattung eine Rolle spielten. Das Friedensbüro kümmere sich um Themen wie Antifaschismus, Asylrecht, Ausländerdiskriminierung oder Jugendförderung. Mit Voodoo oder okkultischen Orten habe das rein gar nichts zu tun. Was auch Christian Helmis von Attac bestätigte. Attac tagt dienstags in den Räumen des Friedensbüros. "Sicherlich hat es im vergangenen Jahr Probleme gegeben, aber jetzt ist es wieder ruhiger geworden", so Helmis.


lemgo@lz-online.de

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