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Westfälisches Volksblatt / Westfalen-Blatt , 31.03.2005 :

Gerrit Visser: ermordet im KZ Niederhagen / Neues Buch dokumentiert Stationen einer Lagerhaft

Kreis Paderborn (WV/ pia). Eine Briefsammlung aus dem Archiv des Kreismuseums Wewelsburg gab den Anstoß für eine ungewöhnliche Biographie: Der Historiker Andreas Pflock zeichnete mit ihrer Hilfe den Lebensweg eines KZ-Haftlings nach und machte daraus ein Buch, das morgen, 1. April, vorgestellt wird.

Pflock, der nach seinem Studium im Kreismuseum volontierte, fand im Archiv eine Mappe mit dem schriftlichen Nachlass des niederländischen Gewerkschafters Gerrit Visser (1894 -1942), der im KZ Niederhagen/Wewelsburg ermordet wurde. Visser war einer von gut 3.900 Gefangenen, die zwischen 1939 und 1945 in das Lager unterhalb der Burg eingeliefert worden waren und Bauarbeiten verrichten mussten. Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, hatte begonnen, die Wewelsburg in ein ideologisches Zentrum der Schutzstaffel (SS) umzuwandeln; dafür benötigte er Arbeitskräfte. Die brutale Schufterei und die unmenschlichen Lebensbedingungen im KZ Niederhagen berlebten 1.285 Haftlinge nicht.

Zu den Opfern gehörte auch der Sozialdemokrat Visser aus Hengelo. Die offizielle Todesursache lautet: "Allgemeine Körper-, Herz- und Kreislaufschwäche", vermutlich wurde er aber ermordet. Die Bemühungen seines Sohnes Johannes Visser, nach dem Krieg die Todesumstände des Vaters zu klären, scheiterten; bis er 1996 zufällig vom "ss-kamp Wewelsburg" erfuhr. Er besuchte die Gedenkstätte und konnte endlich - am Ort des Leidens - die jahrzehntelange Suche beenden und symbolischen Abschied von seinem Vater nehmen.

Lesung im Kreismuseum

Dem Kreismuseum schenkte Johannes Visser die letzten Briefe seines Vaters. Andreas Pflock stellte sie in den historischen Gesamtzusammenhang und erforschte die Situation der niederländischen Gewerkschaften während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Wetkrieg. Daraus wurde ein Buch, das mehr ist als eine zeitgeschichtliche Dokumentation. Pflock nähert sich der Persönlichkeit eines Mannes, der für seine politische Überzeugung lebte und sich nicht gleichschalten ließ. Morgen wird der Historiker und Autor sein Buch "Gerrit Visser (1894 -1942) - Von Hengelo nach Wewelsburg" im Kreismuseum Wewelsburg öffentlich vorstellen und dazu Dias präsentieren. Beginn ist um 16.30 Uhr.


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