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Neue Westfälische , 31.03.2005 :

Wo 65.000 Menschen qualvoll starben / Vor 60 Jahren wurde das Lager "Stalag 326" befreit

"Hier ruhen die in der faschistischen Gefangenschaft zu Tode gequälten 65.000 russische Soldaten. Ruhet in Frieden, Kameraden! 1941 - 1945." So lautet die Inschrift des zehn Meter hohen Obelisken, den sowjetische Kriegsgefangene in nur vier Wochen nach der Befreiung des Stalag 326 in Stukenbrock-Senne am 2. April 1945 zur Mahnung errichtet haben. Der 60. Jahrestag ist Anlass einer dreitägigen internationalen Historikertagung.

Von Susanne Lahr

Schloß Holte-Stukenbrock. Fachleute aus Russland, der Ukraine, aus Norwegen, Österreich, Finnland und Deutschland werden sich von heute an intensiv mit Themen rund um Gefangenschaft und Heimkehr deutscher und sowjetischer Soldaten auseinander setzen sowie dem Gedenken an die Toten.

Das "Kriegsgefangenen-Mannschaftsstammlager 326 (VI/K)", abgekürzt Stalag, wurde im Mai 1941 kurz vor Beginn des Russlandfeldzugs eingerichtet und diente ursprünglich ausschließlich der Unterbringung sowjetischer Gefangener. Seit September 1942 waren auch Kriegsgefangene anderer Nationen, hauptsächlich Franzosen, dort interniert. Bis zur Befreiung durchliefen rund 320.000 Gefangene diesen Ort des Elends und der Qualen. Mutmaßlich 65.000 Menschen haben dieses Martyrium nicht überlebt.

Das Gräberfeld in Stukenbrock ist die größte Kriegsgräberstätte in der Bundesrepublik. Das Gelände des Stalags 326 wird seit 1970 von der Polizei als Ausbildungsstätte benutzt. Dort befindet sich seit 1996 im ehemaligen Arrestgebäude die Dokumentationsstätte "Stalag 326". Eine Dauerausstellung erinnert an dessen Geschichte im 2. Weltkrieg sowie an die Nutzung des Lagergeländes nach 1945. Die Arbeit der Dokumentationsstätte wird größtenteils ehrenamtlich durchgeführt. Die Finanzierung erfolgt vor allem über einen Förderverein.

Die Dokumentationsstatte ist Mitveranstalterin der wissenschaftlichen Tagung, neben der Niedersächsischen Landeszentrale für politische Bildung, der Stiftung Sächsische Gedenkstätten Dresden und der Universität Bielefeld. Die Schirmherrschaft hat NRW-Innenminister Fritz Behrens übernommen. Neben dem 60. Jahrestag der Stalag-Befreiung wird auch des 50. Jahrestages des Besuchs von Bundeskanzler Konrad Adenauer in Moskau gedacht.

Eingebettet in die Tagung findet am Freitag, 1. April, ab 16 Uhr auf dem Sowjetischen Ehrenfriedhof in Stukenbrock-Senne eine Gedenkfeier statt, an der auch Regierungspräsident Andreas Wiebe teilnimmt. Es spricht Reinhard Führer, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.


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